Grüße aus der Wuhlheide!

Josy Ahlswede - 10 Jahre Eisern

Rot-Weißes Jubiläum:

Fr, 06. November 2020
Josy Ahlswede - 10 Jahre Eisern

In ihrer nun schon zehnten Saison läuft Josephine Ahlswede für die Eisernen Ladies auf und feierte vor kurzem dementsprechend ihr 10-jähriges Jubiläum beim 1. FC Union Berlin.

Josy schaffte es im Sommer 2011 von den U17-Juniorinnen in den Kader der 1. Frauen, entwickelte sich zu einer festen Größe auf der rechten Außenverteidigerposition und kann mittlerweile auf 139 Pflichtspiele (9 Tore) zurückschauen, davon 22 in der 2. Frauen-Bundesliga. Mit ihrer Mannschaft feierte die zuverlässige Unionerin zahlreiche Erfolge, wie den zweimaligen Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga, den Gewinn des Berliner Pokals und des Hallenmasters. Einen besonderen Platz in ihrer Vitrine hat vermutlich auch der Siegerpokal unseres Quiz „Es kann nur eine geben“ bekommen, das wir während der ersten Corona-Pause drehten. Die 26-Jährige studierte Kindheitspädagogik im Bachelor, Gesundheits- und Sozialmanagement im Master und arbeitet seit diesem Jahr für den Verbraucherzentrale-Bundesverband. Wir haben uns mit unserer Nummer 14, die sich übrigens auch um die Kabinen-Musik kümmert, anlässlich ihrer 10-jährigen Zugehörigkeit unterhalten:

Was hat sich in den letzten zehn Jahren geändert? Gibt es Dinge, die Dir früher besser gefallen haben oder mit der Zeit deutlich positiver geworden sind?
Ich glaube, das gesamte Team im Frauenbereich ist jünger geworden. Nicht nur die Spielerinnen, sondern auch das Trainer- und Funktionsteam. Aber auch der Fußball allgemein, der Verein und die eigene Entwicklung haben sich über die Jahre verändert. Ich denke, gerade in den Punkten Ausstattung und Professionalität hat sich der Verein positiv entwickelt, auch, wenn es da natürlich immer noch Luft nach oben gibt. Die Fankultur hat sich in den Jahren auch ständig weiter geformt. Es gibt immer wieder Menschen, die sich zu kleinen Fanclubs zusammenschließen und uns jedes Spiel, nicht nur bei Heimspielen, unterstützen. Diese Unterstützung, neben unseren Familien und Freunden, schätzen wir selbstverständlich sehr. Ganz klar hat sich auch die Medienarbeit verbessert. Das steht natürlich im Zusammenhang mit dem generellen Stellenwert der sozialen Medien in unserem Leben. Das liegt allerdings auch an der leidenschaftlichen Arbeit unserer Medienbeauftragten, die, nebenbei bemerkt, ihre Aufgaben echt super machen. Dadurch ist es möglich, noch näher an der Mannschaft zu sein. Ergebnisse, Spielbericht, Liveticker, manchmal sogar Livestreams, Fotos, Videos, auch Geburtstage und eventuell die ein oder andere Information über die Spielerinnen sind einsehbar und ermöglichen so eine Plattform, die sich erst in den Jahren entwickelt hat. Ich glaube, grundsätzlich kann immer noch sehr viel mehr getan werden, vor allem in der Wertschätzung des Frauenfußballs. Damit meine ich nicht nur bei uns im Verein, sondern generell.

Wie versuchst Du den jungen Spielerinnen, die gerade aus der Jugend zu den Frauen gekommen sind, zu helfen und denkst Du manchmal zurück, wie es war, als Du neu bei den 1. Frauen warst?
Ich versuche ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie genau wie jeder andere ein wichtiger Bestandteil des Teams sind. Ich bemühe mich gerade auch über die persönliche Ebene, die Spielerinnen zu erreichen und ihnen nicht nur auf dem Feld mit fußballerischem Rat und Tat zur Seite zu stehen, sondern auch neben dem Platz. In meinen Augen ist es bedeutend, gerade die jungen Spielerinnen auch auf der psychologischen und mentalen Ebene abzuholen. Des Weiteren versuche ich, mich für meine Mitspielerinnen einzusetzen und zu helfen, falls diese auch in der Kommunikation mit dem Trainerteam notwendig ist. An meine eigene erste Zeit in den 1. Frauen kann ich mich selbstverständlich auch noch gut erinnern. Madeleine Wojtecki und ich sind damals als einzige Spielerinnen aus der Jugend direkt in die 1. Frauen gekommen und für uns war das alles aufregend und neu. Das Spiel war schneller, körperbetonter, teilweise taktischer, der Konkurrenzkampf war deutlich härter und man hatte auf einmal auch viele ältere Spielerinnen um sich. Aber gerade auch durch viele gemeinsame Teamabende neben dem Platz haben wir „die Alten“ auch privat besser kennenlernen können und gemerkt, dass die auch ganz cool sein können und so wurden wir auch auf dem Platz immer mehr Teil des Teams.

Bist Du abergläubig oder hast Du ein Ritual, das Du vor jedem Spiel machst?
Ja, ich glaube viele Sportler entwickeln über die Zeit hinweg einige Routinen, die man dann vor jedem Spiel auch so braucht. Ich habe beispielsweise immer um beide Handgelenke Tape (Vorbild Schweinsteiger). Ich ziehe immer den rechten Schuh zuerst an, verlasse nach der Ansprache vor dem Spiel als letzte Spielerin die Kabine und betrete schlussendlich auch immer als letzte das Feld. Und dazu kommen natürlich auch Dinge, die man als gemeinsame Routine hat. Elisa Schindler bekommt von mir auch bei jedem Spiel Tape ums rechte Handgelenk gebunden. Mit Lisa Heiseler habe ich nach jedem Tor einen persönlichen „Check“ und das Wichtigste, wir als Mannschaft hören vor jedem Spiel „Flugzeuge im Bauch“ von Oli P.!

Gegen die meisten Teams hast Du schon oft gespielt und vor allem im Nordosten Deutschlands viele Fußballplätze gesehen, wie motivierst Du Dich trotzdem noch?
Das ist richtig, ich glaube es gibt kaum noch einen Platz, den ich noch nicht gesehen habe. Es gibt natürlich Mannschaften, gegen die es immer ein Highlight ist zu spielen und es gibt Derbys, wie beispielsweise gegen Viktoria, die jedes Mal aufs Neue spannend sind. Fußball ist für mich einfach eine Leidenschaft und Herzensangelegenheit. Ich bin unheimlich froh und dankbar, dieser so intensiv nachgehen zu können und das machen zu können, bei dem ich von meinem Alltag mal Abstand gewinnen kann, was mich immer lächeln lässt, was ich so liebe und was mir so viel zurückgibt – das ist Motivation genug!

Deine langjährige Treue zeigt, dass Du Dich im Verein wohl fühlst. Was macht Union für Dich so besonders?
Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, ich werde meine Karriere in wahrscheinlich zehn Jahren auch hier beenden. Ich fühle mich hier unheimlich wohl und irgendwie ist es ja auch eine zweite Familie geworden. Was ich an Union unfassbar schätze ist, dass es immer um das Teamgefühl geht. Es gibt bei uns nicht den einen „Star“ auf den das Spiel abgestimmt wird. Bei uns sind es elf bzw. 25, die das Spiel machen. Wir gewinnen als Team und wir verlieren auch als Team.

Letzte Frage: Was darf bei einer Auswärtsfahrt niemals fehlen?
Der beste Busfahrer der Welt (Micha), ein gutes Buch, gute Musik, gute Verpflegung, Kissen und Decke, geöffnete Toilette im Bus und das Radler für danach.

Zum Abschluss möchte Josy noch etwas loswerden: „Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken, die mich seit so vielen Jahren in jeglicher Form unterstützen und die den Satz: ‚Ich komme später, ich habe vorher noch Training‘ so oft hören mussten. Danke an jeden einzelnen, ich weiß Euer Verständnis und Unterstützung für meine Leidenschaft sehr zu schätzen.“

Josy, wir danken für Deinen Einsatz und Deine Leidenschaft, freuen uns auf die nächsten zehn Jahre und wünschen Dir weiterhin viel Spaß!