Heute vor 50 Jahren:

Der 1. FC Union Berlin beendet die Saison 1974/75 als Sieger einer der fünf Zweitligastaffeln

Am 26.4.1975 konnte der 1. FC Union Berlin den Gewinn seiner Staffel feiern.

Schwarz-weißes Gruppenfoto einer Fußballmannschaft mit Spielern in einheitlicher Kleidung, stehen und knien auf einem Rasenplatz.

Nach dem 1973er Abstieg der Unioner aus der DDR-Oberliga hatte die Mannschaft im April 1974 sich in der Ligastaffel B als Sieger durchgesetzt, aber die anschließende Aufstiegsrunde mit den weiteren vier Staffelersten nur auf dem dritten Platz beendet – zwei Mannschaften erreichten über diese Qualifikationsrunden die Teilnahme an der DDR-Meisterschaft, der Oberliga.

Im September 1974 begann so ein weiteres Spieljahr in der Liga genannten zweithöchsten Fußball-Spielklasse der DDR. Zwölf Vereine aus Berlin und aus der Umgebung nahmen in der Staffel B teil, zehn von ihnen waren aufstiegsberechtigt.

Zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde nicht zugelassen war der erste Gegner der auch in dieser Saison favorisierten Unioner, die II. Vertretung des Berliner FC Dynamo. Dessen I. Vertretung lief in der Oberliga auf. Union besiegte den Ortsrivalen mit 3:2 Treffern. Am dritten Spieltag empfing die Mannschaft um Trainer Dieter Fietz einen der weiteren Favoriten, den Vorjahreszweiten Stahl Eisenhüttenstadt – sie setzte sich mit 3:1 Toren durch. Es folgten vier Siege und drei Unentschieden bis zum Ende der Hinrunde, die die Unioner, eine Begegnung im Rückstand, mit 17:3 Punkten unbezwungen auf Rang eins der Tabelle abschlossen. Zwei Punkte wurden für einen vollen Erfolg, ein Punkt für ein Remis vergeben.

Dem Kontrahenten des ersten Spieltages gelang es Anfang Dezember 1974 zum Auftakt in die zweite Meisterschaftshälfte, Revanche zu nehmen durch einen 2:1-Sieg. Das Ortsderby sahen 2.000 Zuschauer, „unter ihnen leider wieder eine, die Atmosphäre zu vergiften suchende Gruppe sogenannter Union-Anhänger“, wie der Berichterstatter der Berliner Zeitung festhielt. Unions erste Punktspielniederlage der Saison ließ die Mannschaft auf den zweiten Tabellenplatz zurückfallen. Anfang März 1975 reiste die Union-Vertretung zum nunmehr zweiten der Konkurrenz nach Eisenhüttenstadt, am 14. der 22 Spieltage – ein Punkt trennte beide Vereine. Auch mit dem Abpfiff der mit 7.000 Zuschauern bestbesuchten Union-Partie änderte sich daran nichts; sie endete 2:2 unentschieden.

Tadelnd, „einige mahnende Worte an einen Teil unserer jugendlichen Zuschauer“ richtend, ging ein Text in einem Heimspielprogrammheft auf Unions Anhänger ein. Am viertletzten Spieltag, bereits vor Beginn der 1:2 verlorenen Auswärtsbegegnung bei Dynamo Fürstenwalde, seien sieben Fans bereits auf dem Bahnhof zur Rückfahrt aufgefordert worden, „acht wegen Volltrunkenheit der Eintritt ins Stadion verwehrt und fünf in der Endphase des Spiels aus dem Stadion ausgewiesen“ worden. Dieses „beschämende Verhalten einiger Unbelehrbarer“ werde nach sich ziehen, dass „notfalls auch mit drastischen Maßnahmen“ gegen jene vorgegangen werde, die „unseren Sportplatz zum Tummelplatz ihrer Disziplinlosigkeit machen wollen.“

Der drittletzte Spieltag führte mit Motor Ludwigsfelde eine vom Abstieg bedrohte Mannschaft nach Köpenick. Union bewies seine Favoritenstellung nicht, „Unzulänglichkeiten“ fielen dem Berichterstatter der Berliner Zeitung auf, „immer mehr Unkonzentriertheiten und Leichtfertigkeiten“ und ein vergebener Foulstrafstoß – dennoch erreichten die Unioner einen 1:0-Erfolg vor 3.000 Stadionbesuchern. Ein „paar hundert, meist junge Zuschauer“ blieben dem Sport-Kolumnisten der Berliner Zeitung in Erinnerung. Heinz Florian Oertel beschäftigte sich einige Tage später im Blatt allgemein mit dem Verhalten des Fußball-Publikums und merkte an, die Union-Anhänger hätten die Ludwigsfelder „mit ebenso idiotischen wie betroffene Peinlichkeit erzeugenden Rufen ‚Bauern 'raus!‘“-Rufen bedacht. „Welch Wirrwarr muß in Köpfen hausen, die das produzieren …?“ fragte er rhetorisch.

Entschieden war der Kampf um die endgültige Tabellenführung am Spieltag 21, dem vorletzten: Die II. Mannschaft des FC Vorwärts Frankfurt/Oder empfing die Unioner, die 31:9 Punkte bilanzierten. Verfolger Stahl Eisenhüttenstadt mit 29:11 Zählern traf daheim derweil auf die abstiegsbedrohte Elf von Lichtenberg 47. Trotz spielerischer Mängel – die erneut „ungenügende Durchschlagskraft des Angriffsspiels“ bemängelte die Berliner Zeitung – hinterher, gewannen die Unioner mit 2:0 Treffern in der Oderstadt. Lichtenberg 47 sicherte sich den Klassenerhalt mit einem unerwarteten 4:3-Sieg bei den Eisenhüttenstädtern, die nun Union nicht mehr einzuholen in der Lage waren.

Die Saison 1974/75 beendete Union im eigenen Stadion verlustpunktfrei und mit dem höchsten Sieg der Spielzeit: 7:0 schlugen sie Motor Babelsberg. Der klare Erfolg aber solle „im Hinblick auf die bevorstehenden Aufstiegsspiele nicht überbewertet werden“, warnte die Berliner Zeitung trotz des gezeigten Tatendranges, überraschender Einfälle und „effektvollen Toren“, denn er sei errungen worden gegen einen „machtlosen und förmlich umherirrenden Kontrahenten“. Der Staffelsieger bilanzierte schließlich 35:9 Punkte und 54:20 Torerfolge.

Trotz auch des hohen Sieges gegen Babelsberg schätzte Hans Günter Burghause in seiner Saisonbetrachtung in der Fußball-Woche die Union-Mannschaft als „in der Rückrunde in zahlreichen Begegnungen sehr anfällig“ ein, „der Niveauabfall setzte sich immer weiter fort.“ In der den Punktekämpfen folgenden Qualifikationsrunde für die DDR-Oberliga belegte der 1. FC Union abschließend den letzten Platz des Fünferfeldes.

Union-Trainer Dieter „Fiete“ Fietz vertraute den Spielern Gerhard „Leo“ Weiß und Wolfgang „Potti“ Matthies als Torwarten, den Verteidigern Lutz Möckel, Hartmut Felsch, Rolf „Rolli“ Weber, Klaus Papies, Karsten Simon, Dieter Hildebrandt, Wilfried Bruhs, den Mittelfeldspielern Erhardt Marquardt, Ulrich Werder, Dieter Eichler Werner „Pico“ Voigt, , Wolfgang Juhrsch, Joachim Loth, Falko Leuschner, Rüdiger Uentz wie auch den Angreifern Ulrich Netz, Joachim „Bulle“ Sigusch, Michael Jakob, Karsten „Kuller“ Heine und Michael Paschek. Michael Paschek wurde Staffel-Torschützenkönig mit 19 Torerfolgen in den 22 Begegnungen.

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