1. FC Union Berlin vs VfL Bochum 1848
2. Bundesliga, 5. Spieltag
1. FC Union vs Bochum
2. Bundesliga, 5. Spieltag
Kampf und Leidenschaft: Union ringt Bochum 2:1 nieder
Spielbericht
Wechsel in der Startelf hatte Uwe Neuhaus angekündigt und so kam es auch. Für Christoph Menz musste Markus Karl von der 6er-Position weichen. Marc Pfertzel bekleidete die freiwerdende Rechtsverteidiger-Position. Als Innenverteidiger begann Ahmed Madouni neben Christian Stuff und ersetzte den frisch operierten Daniel Göhlert. Um dem qualitativ glänzend besetzten Bochumer Kader die Stirn zu bieten, schickte Uwe Neuhaus sein Team im 4 – 1 – 4 - 1 auf den Rasen:
Glinker – Pfertzel (80. Trapp), Stuff, Madouni, Kohlmann – Menz (57. Karl) – Quiring, Mattuschka, Silvio (63. Mosquera), Parensen – Terodde
Aggressivität hatte Einzug gehalten in der zurückliegenden Trainingswoche der Eisernen und genau das merkte man den Anfangsminuten des Spiels auch an. Die Platzherren waren versucht, die Räume weit in des Gegners Hälfte eng zu machen und die Jungs aus dem Pott schon früh in Bedrängnis zu bringen. Die Spielanteile waren ausgeglichen, wobei Union sich durch zielstrebigere Aktionen einen leichten optischen Vorteil herausarbeitete. Im Zusammenspiel mit Michael Parensen kam Torsten Mattuschka aus halblinker Position zum Abschluss, der Ball verfehlte den Kasten nur um einen Meter (17.). Der Einsatzwille war deutlich spürbar. Auch die Aktion von Simon Terodde, in der der bullige, zweikampfstarke Stürmer zwei Gegenspieler stehen ließ, um dann an Andreas Luthe im Bochumer Gehäuse zu scheitern, zeigte das Bemühen der Gastgeber, schon früh in der Partie die Weichen zu stellen (18.). Wenn es zunächst auch nichts werden wollte, mit dem befreienden Tor - die Jungs von Uwe Neuhaus zeigten sich und kämpften um jeden Ball und hatten das lautstarke Publikum in jeder Sekunde hinter sich. Als Schlüsselduell der ersten halben Stunde entwickelte sich der Zweikampf zwischen Christoph Menz und Bochums flinkem Takashi Inui im Mittelfeld. Das eiserne Eigengewächs ließ keinen Halm zwischen sich und den japanischen Nationalspieler. In der Offensive setzte Union durch Marc Pfertzel dann einen straffen Warnschuss über den Kasten (32.). Der Rechtsverteidiger trat gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, für den er 76 Mal das Trikot überstreifte, hochmotiviert auf. Ebenso auffällig war Simon Terrodde, der wohl die größte Chance zur Union-Führung ausließ (37.). Schlimmer als die ungenutzte Chance war jedoch der Bochumer Konter im direkten Gegenzug. Inui stahl sich im Rücken der Abwehr davon und schlug eiskalt zu (38.). Doch Union bewies Moral und blieb weiter dran. Beinahe hätte das Glück des Tüchtigen den Ausgleich bedeutet. Doch Lukas Sinkiewicz konnte aufatmen, dass sein Querschläger den eigenen Schlussmann nicht überwand. Wenige Minuten später war es dann wiederum Sinkiewicz, der Christian Stuff im Strafraum umriss. Den fälligen Strafstoß verwandelte Silvio mit dem Halbzeitpfiff cool und mit strammem Schuss in die rechte Ecke.
Keine Wechsel gab es nach dem Seitenwechsel und auch das Spiel knüpfte da an, wo es zuvor geendet hatte. Die Eisernen drückten das Spielgeschehen mit großem Einsatz in die gewünschte Richtung. Durch Teroddes Kopfball (51.) und Silvios abgeblockten Schuss (54.) machten die Platzherren zunächst weiter Druck, sahen sich dann aber einigen gefährlichen Kombinationen der Gäste ausgesetzt. In dieser Phase bestach vor allem der erfahrene Ahmed Madouni mit beeindruckender Konsequenz. Was hinten passte fand auch vorne seinen Ausdruck, als Uwe Neuhaus mit John Jairo Mosquera der nächsten Torschützen einwechselte. Ausgangspunkt war der kurz zuvor in das Spiel gekommene Markus Karl. Mit einem langen Ball in die Spitze schickte er Mosquera auf die Reise, der sich pfeilschnell einen 2-Meter Vorsprung zu seinen Bewachern erlief und genug Zeit fand Luthe zu umkurven, um das Leder dann spektakulär unter dem Querbalken zu versenken (64.). Was folgte war ein Urschrei aus 14.388 Kehlen, der in der ausstehenden Spielzeit wie Rückenwind für aufmerksam agierende Unioner wirkte. Zwar zog sich die Neuhaus-Elf merklich zurück, doch nicht ohne mittels rasch vorgetragener Konter immer wieder gefährlich zu werden. Aber auch Bochum hatte mit Inui einen gefährlichen Taktgeber, der mit flinken Antritten und mit scharfen Pässen in die Schnittstellen für Unruhe sorgte. Doch auf Jan Glinker war an diesem Tag Verlass. Unions Keeper war in den entscheidenden Momenten auf dem Posten und ein sicherer Rückhalt für sein Team. Und auch offensiv strahlte Union weiter Gefahr aus. Haarscharf scheiterte Karl mit seinem Kopfball sechs Minuten vor dem Ende am Pfosten. Der Frust schien bei den in Blau spielenden Bochumern indes tief zu sitzen, anders war das überharte Einsteigen in manchen Szenen wohl nicht zu erklären. Am Ende überstanden die Eisernen auch diese Attacken unbeschadet und konnten sich nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Deniz Aytekin über den zweiten Heimsieg in Folge freuen.
Uwe Neuhaus zeigte sich erleichtert ob des Sieges gegen den Aufstiegsaspiranten: „Von der ersten Sekunde an hieß es für uns volle Kraft voraus. Beide, Fans und Mannschaft, haben die richtige Reaktion gezeigt“, so der Trainer, dessen Resümee zum Spielgeschehen positiv ausfiel: „Wir hatten eine gute Aufteilung und haben trotz des Rückstandes nicht den Kopf hängen lassen. Ich denke, heute können alle zufrieden nach Hause gehen.“
Der Bochumer Trainer zeigte sich zwar mit dem Offensivspiel seiner Mannschaft zufrieden, sah aber einen verdienten Sieger: „Union hat mit sehr viel Glück, Geschick und Leidenschaft das 2:1 über die Zeit gebracht“, so Friedhelm Funkel zum Spiel.
Am nächsten Sonntag heißt es gegen 1860 München auswärts nachzulegen. Um 13:30 Uhr ist Union zu Gast in der Münchner Allianz-Arena.
Gegen Bochum: Uwe Neuhaus will „Union-Fußball“ sehen!
Vorbericht
Erschütterung, Aufarbeitung und Rückkehr zur akribischen Trainingsarbeit – die Trainingswoche wurde genutzt, um sich gezielt auf die bevorstehende Wiedergutmachung vorzubereiten. So sieht Uwe Neuhaus seine Mannschaft in Spiel eins nach Dresden in der Pflicht: „Uns selbst und den Fans gegenüber ist es an der Zeit, wieder Union-Fußball zu bieten. Das bedeutet Kampf und Leidenschaft über 90 Minuten“, fordert der Trainer. Dass man gegen die Westdeutschen gut aussehen kann, weiß der Chefcoach aus dem Hinspiel der abgelaufenen Saison. Damals attestierte VfL-Trainer Friedhelm Funkel dem Gastgeber eine starke Leistung, sodass man - abgesehen vom Ergebnis - an dem dort Gezeigten anknüpfen müsse.
Für den VfL Bochum stand die Tür ins Fußball-Oberhaus in der vergangenen Spielzeit bereits ganz weit offen. Doch hindurch haben es die Männer aus dem Ruhrgebiet am Ende nicht geschafft. Borussia Mönchengladbach erwies sich in den Relegationsspielen als etwas abgezockter und schaffte den Verbleib in der Beletage des deutschen Fußballs. Vielleicht hat Bochums verhaltener Saisonstart auch mit der aus den Relegationsduellen resultierenden verkürzten Vorbereitung zu tun. Die Ausbeute von vier Punkten aus vier Spielen jedenfalls wird der Erwartungshaltung rund um den VfL bisher nicht gerecht. Dennoch: „Es kommt eine Mannschaft auf uns zu, die zu den besten der 2. Liga gehört“, findet Uwe Neuhaus.
Bei den Aktiven selbst ist der Schreck über den verkorksten Auftritt in der Vorwoche der Spannung auf das bevorstehende Spiel gewichen. „Wir müssen ab sofort nach vorn gucken. Innerhalb der Mannschaft gibt es das Thema Dresden nicht mehr“, so Torhüter Jan Glinker, den die engagierte Trainingsleistung seiner Kollegen optimistisch stimmt: „Wir haben die Woche über sehr gut und aggressiv trainiert. Genau diese Aggressivität müssen wir mit in das Spiel gegen Bochum nehmen.“
Daniel Göhlert kann dabei allerdings nicht mitwirken. Der Innenverteidiger wurde am vergangenen Wochenende wegen einer Fistel im Steißbeinbereich operiert und fällt für einen längeren Zeitraum aus. Für den gebürtigen Karl-Marx-Städter kehrt wohl Routinier Ahmed Madouni in die Startformation zurück. Darüber hinaus kündigte Uwe Neuhaus Bewegung in der Anfangself an. „Das Dresden-Spiel gibt Anlass, die eine oder andere Position zu verändern“, gewährte der Coach einen vorsichtigen Einblick in seine Gedankenspiele. In Personalfragen endgültig festlegen möchte sich Uwe Neuhaus aber erst nach der letzten Trainingseinheit am Freitag.
Das Stadion An der Alten Försterei öffnet um 11:30 Uhr für den Zuschauerverkehr. Anstoß des Duells mit dem VfL Bochum ist um 13:00 Uhr.