Union trägt Champions League-Spiele im Olympiastadion aus
Entscheidung zum Spielort:
Der 1. FC Union Berlin qualifizierte sich am letzten Spieltag der Saison 22/23 als Tabellenvierter der Fußballbundesliga erstmalig in seiner Vereinsgeschichte für die UEFA Champions League. Die Heimspiele in der Königsklasse werden die Unioner im städtischen Olympiastadion austragen.
In einem persönlichen Schreiben wandte sich Union-Präsident Dirk Zingler am gestrigen Montagabend (03.07.) an die Mitglieder des Vereins:
Liebe Unionerinnen,
liebe Unioner,
binnen weniger Wochen wende ich mich zum zweiten Mal direkt an euch. Es gibt Entscheidungen, bei denen ich es für wichtig halte, dass möglichst viele Unioner verstehen, warum wir sie so getroffen haben.
Die Entscheidung über den Spielort für unsere Heimspiele in der Champions League ist eine solche, denn sie hat mit unserer Heimat, dem Stadion An der Alten Försterei zu tun. Dementsprechend hat diese Entscheidung nicht nur eine rationale Komponente, sondern auch eine ganz wichtige emotionale Ebene.
Im Zentrum des Handelns der Vereinsführung stehen in erster Linie Menschen, nicht Orte. Aber natürlich sind Orte wichtig, weil sie Heimat bedeuten, zuhause sein, Vertrautheit und Geborgenheit. Sie können Sicherheit bieten, wir leben und arbeiten dort, entwickeln die eigene Zukunft und sorgen für die Absicherung nächster Generationen.
Deshalb war es mir und meinen Kollegen im Präsidium seit unserem Amtsantritt 2004 das wichtigste Anliegen, den natürlichen Ort unseres Klubs zu retten und ihm eine Zukunft zu eröffnen. Daran, dass dieser Ort das Stadion An der Alten Försterei ist und bleiben wird, gab es für uns nie auch nur den geringsten Zweifel.
Über viele, zum Teil sehr schwere Jahre, und gegen erhebliche Widerstände haben wir die Entwicklung unseres Stadions vorangetrieben. Wir sind auf diesem Weg sehr weit gekommen – von der Rettung des Stadions vor dem Verfall bis zur Austragung eines Achtelfinal-Spiels in der Europa League. Heute gehört es uns, es ist bezahlt, frei von Belastungen und wir werden es in den nächsten Jahren deutlich vergrößern. Darauf können wir alle zusammen sehr stolz sein!
Aktuell mussten wir entscheiden, ob unser Stadion auch für die Champions League geeignet ist. Die UEFA führt ihr Stehplatzprogramm erfreulicherweise auch in der vor uns liegenden Saison fort. Somit wären unter Berücksichtigung zwar vieler Provisorien und Auflagen und einer erheblichen Reduzierung der eigenen Sitzplätze und Sponsorenbereiche, sogar Spiele der Champions League in unserem Stadion möglich.
Ich habe in den letzten Wochen sehr viele Gespräche geführt: mit Ehrenmitgliedern, mit ehemaligen Spielern und Mitarbeitern, mit organisierten Fans, mit nicht organisierten Fans, mit Mitgliedern und Sponsoren, auch mit Menschen, die unserem Verein seit vielen Jahren, zum Teil seit Jahrzehnten, nahestehen und keine Mitglieder sind.
Wir mussten uns in diesen Gesprächen nie gegenseitig darauf hinweisen, wie wichtig die Alte Försterei für uns ist. Aber wir haben schnell festgestellt, wie bedeutend es eben auch ist, vielen Unionern die Möglichkeit zu geben, diese für uns außerordentlichen Spiele live erleben zu können. Auch unseren eigenen Sponsoren und den vielen älteren Unionern, die sich Spiele in unserem Stadion seit vielen Jahrzehnten auf den sowieso schon wenigen Sitzplätzen anschauen.
Wir haben uns daher in der Vereinsführung nach Abwägung vieler guter Argumente entschieden, die Spiele der Champions League im Olympiastadion und die Spiele in der Youth League im Stadion An der Alten Försterei auszutragen.
Ich verstehe die Enttäuschung derer, die sich Champions-League-Spiele im Stadion An der Alten Försterei gewünscht und dafür sogar auf ein eigenes Ticket verzichtet hätten. Im Kern haben wir mit unserer Entscheidung die Möglichkeit, allen Unionern Karten für diese Spiele anbieten zu können, über die Möglichkeit gestellt, diese Spiele vor einer eher kleinen Gruppe von Unionern an der Alten Försterei auszutragen.
Wir haben ein kleines Stadion und können daher seit vielen Jahren immer mehr Mitgliedern unseres Vereins keine bzw. nur wenige Spiele ihres Klubs live ermöglichen. Jedem unserer über 56.000 Mitglieder nun die Möglichkeit einzuräumen, diese besonderen Spiele in der Champions League live erleben zu können, halten wir für die richtigere Entscheidung.
Champions League für alle Unioner - von dieser Idee haben wir uns leiten lassen, und wir werden darauf achten, dass sich möglichst viele Menschen diese Spiele auch leisten können.
Liebe Unioner, ihr könnt mir glauben, es gab schon einfachere Entscheidungen in den letzten 19 Jahren. Deshalb möchte ich mit einer persönlichen Anmerkung schließen: Für mich seit mehr als 45 Jahren, für meine Kinder seit über 25 Jahren und seit einigen Jahren nun auch für meine Enkelkinder ist unser Stadion ein Stück Heimat geworden. Ich weiß, dass das für viele tausende andere Unioner und ihre Familien auch so ist. Aber genauso wichtig ist es mir, Union für Menschen erlebbar zu machen. Lasst uns den bisherigen Höhepunkt in unserer Klubgeschichte mit so vielen Unionern wie möglich gemeinsam verbringen. Meine persönlich glücklichsten Momente bei Union waren die, die ich mit meiner Familie und Freunden teilen konnte.
Ich freue mich sehr auf die vor uns liegende Saison. Wieder Bundesliga, diesmal sogar Champions League und Youth League. Alle Mannschaften des 1. FC Union Berlin e.V., Männer, Frauen und Jugend, haben unsere volle Unterstützung verdient - egal wo und egal wann.
Eiserne Grüße
Dirk Zingler