Zwei wichtige Spiele – zwei deutliche Erfolge der Hamburger
1923 und 1950:
Union und der HSV treten am Montagabend (26.11.2018) erstmals in einem Pflichtspiel im Profifußball gegeneinander an.
Allerdings kam es in der Vergangenheit bereits zwei Mal zum Duell zwischen den Hamburgern und dem Vorgängerverein des 1. FC Union Berlin, dem SC Union Oberschöneweide.
Im Frühjahr 1923 hatte sich der SC Union Oberschöneweide mit zwei 2:1-Siegen über Arminia Bielefeld und – sensationell – gegen die Spielvereinigung Fürth in das Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft gespielt und gekämpft. Seinerzeit traten nach regional ausgetragenen Meisterschaftssaisons die jeweiligen Sieger in den Endrunden gegeneinander an.
Die Norddeutschen galten am 10.06.1923 gegen den Berliner Meister im Deutschen Stadion im Berliner Grunewald als favorisiert. Die angereisten 6.000 Hamburger unter den mehr als 60.000 Zuschauern hatten bald Grund zum Jubel: Zunächst traf Otto „Tull“ Harder in der 36. Minute zur Führung. Zwanzig Minuten vor dem Abpfiff war es Ludwig Breuel, der zum zweiten HSV-Treffer einschoss, bevor in der Schlussminute Karl Schneider zum Endresultat vollendete. Nur wenige Union-Ob.-Spieler hatten, wie es in der Presse hieß, ihre Normalform erreicht, und zu wenig sei der Mannschaft um Spielführer Ernst Standke für die eigene Offensive eingefallen – der Titel und der Lorbeerkranz gingen zu Recht in die Hansestadt.
Siebenundzwanzig Jahre später trafen beide Vereine erneut im Titelkampf aufeinander – dieses Mal in der Vorrunde. Am 28.05.1950 unterlagen die Unioner als Vizemeister der seit dem Ende des 2. Weltkrieges geteilten Stadt in Kiel auf dem VfB-Platz gegen die Hanseaten mit 0:7 Treffern. Vor mehr als 12.000 Zuschauern traf Herbert Wojtkowiak bereits in der ersten Spielminute zur Führung, die er mit Hattrick in der zweiten Spielhälfte in den Minuten 47, 60 und 72 zum Endstand ausbaute, nachdem Rolf Rohrberg in der 18. Spielminute auf 2:0 und Eddi Adamkiewicz mit zwei Toren in der 29. und zwei Minuten später die Vorentscheidung gesichert hatten. Die Berichterstatter bescheinigten der Union-Mannschaft Kraftlosigkeit und Unvermögen in der Abwehr, Versagen im Angriff und große Nervosität.
Diese Unsicherheit wurde auch zurückgeführt auf die Begleitumstände der Begegnung in der Folge der sportpolitischen Auseinandersetzungen in beiden deutschen Staaten und in Berlin.
Die so benannte Demokratische Sportbewegung im sowjetisch bestimmten Teil Berlins oder althergebrachtes Vereinswesen in den West-Sektoren, Betriebssportgemeinschaften mit Ost-Entlohnung durch die anstellenden Betriebe oder direkte Zahlungen in D-Mark? Die Mehrheit der Unioner entschied sich lange vor dem HSV-Spiel für das West-Vertragssystem.
Den Union-Spielern war von den Ost-Sportverantwortlichen die Reise nach Kiel nicht genehmigt worden – sie fuhren dennoch und ohne entsprechende Dokumente nach Schleswig-Holstein. Im Westteil der Stadt gründeten sie am 9. Juni 1950 den SC Union 06 Berlin und traten fortan in der Westberliner Oberliga an. Die im Osten verbliebenen Unioner spielten, weiterhin als SG Union Oberschöneweide, nun in der höchsten DDR-Spielklasse.