Union mit ersten Punkten in Europa
Wichtiger Sieg in Malmö:
Der 1. FC Union Berlin gewinnt am 3. Spieltag der Europa League-Gruppenphase mit 1:0 bei Malmö FF. Das Tor des Tages erzielt Sheraldo Becker nach einer knapp halbstündigen Spielunterbrechung in Minute 68. Der Treffer sorgt in einem intensiven Spiel für den ersten Union-Sieg in der Europa League.
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit musste das Spiel unterbrochen werden. Vorausgegangen waren wiederholte Provokationen zwischen Fans in den Heimbereichen und im Gästeblock. Als pyrotechnische Erzeugnisse gezündet und zum Teil auf den Rasen und in Zuschauerbereiche geschossen wurden, schickte Schiedsrichter Halil Umut Meler beide Mannschaften in die Kabine.
In einer gemeinsamen Sitzung beider Vereine und der für das Spiel zuständigen UEFA-Vertreter wurde entschieden, das Spiel fortzusetzen. Alle Zuschauer wurden darüber informiert, dass jedes weitere Vorkommnis zum Abbruch der Partie führt.
1. FC Union Berlin: Rönnow – Trimmel, Doekhi, Knoche, Leite, Ryerson (74. Gießelmann) – Schäfer, Khedira, Haberer (83. Haraguchi) – Becker (90. Thorsby), Siebatcheu (74. Behrens)
Malmö FF: Diawara – Beijmo, Hadzikadunic, Lewicki – Ceesay (80. Sejdiu), Rakip, Larsson (80. Zeidan), Olsson – Christiansen, Kiese Thelin, Berget (64. Toivonen)
Personal: Für das dritte Spiel seiner Mannschaft in der laufenden Gruppenphase der Europa League stellte Union-Trainer Urs Fischer seine Mannschaft auf vier Positionen um. Besonders in der Defensive wurde rotiert, angefangen in der Innenverteidigung, wo Danilho Doekhi und Robin Knoche in die Startelf rückten und somit Paul Jaeckel sowie den für die Europa League nicht gemeldeten Timo Baumgartl ersetzten. Auf der linken Außenbahn startete Julian Ryerson, Niko Gießelmann nahm dafür auf der Bank Platz. Die letzte Änderung gab es im Mittelfeld, wo András Schäfer für Morten Thorsby begann.
Zuschauer: 16.057
Tore: 1:0 (68. Becker)
Union mit Chancenplus, aber ohne Treffer – Unterzahl kurz vor der Pause
Ganze acht Minuten vergingen bis zur ersten nennenswerten Toraktion des Spiels. Einen Eckball der Gastgeber wussten die Unioner schnell in einen Konter umzuwandeln. Sheraldo Becker trieb den Ball auf der rechten Außenbahn weit in die Hälfte der Malmöer. Seine Hereingabe wurde zunächst geblockt, landete aber schließlich bei András Schäfer an der Strafraumkante. Sein schneller Abschluss fand aber keinen Weg durch die vielen Abwehrbeine, sodass letztlich nur ein Eckball heraussprang, der aber nichts einbrachte. Die Unioner versuchten, in der Folge diesen Schwung zu nutzen und pressten die Schweden bei Ballbesitz sehr früh. Meist auch mit Erfolg, da die Gastgeber daher oft auf lange Bälle setzten, diese stellten dann für die Unioner Abwehrreihe kein Problem dar. Noch einmal acht Minuten später hätte Malmös Joseph Ceesay fast die Führung erzielt. Jo Inge Berget war im Strafraum der Eisernen zunächst nicht vom Ball zu trennen, über Umwege gelangte dieser dann zum auf der rechten Seite freistehenden Ceesay, dessen Schuss aber zu unplatziert genau in den Armen Frederik Rönnow landete.
In der Folge wurde das Spiel etwas ruhiger, beide Teams versuchten, über Ballbesitz Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. Nach 27 Minuten durchbrach Malmö-Verteidiger Dennis Hadzikadunic die spielerische Ruhe mit einem Distanzschuss aus 30 Metern. Rönnow aber war zur Stelle und hielt den Ball sicher. Im direkten Gegenzug waren es die Eisernen, die für Torgefahr sorgten. Becker, diesmal auf der linken Seite unterwegs, wurde zwar von Ceesay immer weiter nach außen gedrängt, war aber trotzdem in der Lage, einen Torschuss abzugeben. Ismael Diawara im Tor der Schweden aber war auf dem Posten und hielt auch diesen Ball. Union versuchte es in der Folge immer wieder mit schnellem Umschaltspiel, nach 37 Minuten wurde Kapitän Christopher Trimmel auf der rechten Außenbahn in Szene gesetzt und brachte eine Flanke in den Strafraum von Malmö FF. Becker erreichte den Ball zunächst nicht, Janik Haberer versuchte einen Abschluss per Volley-Abnahme, aber auch dieser Ball verfehlte sein Ziel und flog knapp über das Tor. Kurz vor der Halbzeit war es abermals Haberer mit einer guten Chance zur Führung. Nach einer Ecke hatte Trimmel den Ball zunächst wieder bekommen und flankte von der rechten Seite in den Rückraum des Strafraums, dort stand wieder Haberer und schloss direkt ab. Seinen Ball ins lange Eck fing Diawara sicher. Im Anschluss mussten die Unioner eine Rote Karte für András Schäfer hinnehmen. Als letzter Mann an der Mittellinie verlor er den Ball an den pressenden Anders Christiansen und wusste sich letztlich nur mit einem Foul zu helfen, der Schiedsrichter erkannte darin eine Notbremse und verwies den Ungarn des Feldes. Kurz darauf endete die erste Halbzeit beim Stand von 0:0.
Erst Spielunterbrechung – Nach Wiederanpfiff Union mit dem Tor des Tages
Ohne Wechsel gingen beide Teams in die zweiten 45 Minuten des Spiels, auf Seiten der Berliner ließ sich Sheraldo Becker bei gegnerischem Ballbesitz nun weiter zurückfallen und nahm Schäfers Position ein. Malmös Christiansen, vor der Pause noch im Mittelpunkt beim Platzverweis, zwang Frederik Rönnow nach 52 Minuten zu einer Glanzparade. Zuvor hatte Ceesay den Ball von der rechten Grundlinie flach in den Rückraum gespielt, Christiansen schloss direkt ab, Rönnow aber verhinderte den Rückstand mit einem starken Reflex. Schiedsrichter Meler unterbrach die Partie im Anschluss (57.), da Feuerwerkskörper von den Rängen auf den Rasen abgeschossen wurden. Knappe 25 Minuten später setzte der türkische Unparteiische das Spiel fort. Wenige Spielzüge später konnte Malmös Martin Olsson eine Unsicherheit in Unions Defensive fast nutzen. Nachdem das Leder nicht ausreichend geklärt werden konnte, war Olsson plötzlich alleine frei vor Rönnow, zielte aber mit seinem Abschluss genau auf den Körper des Berliner Schlussmannes. Besser machte es nach 68 Minuten Sheraldo Becker, der einen Konter nach Steilpass von Robin Knoche vollendete. Allein auf weiter Flur hatte er genug Zeit, sich seinen Abschluss zu überlegen und schloss gezielt ins lange Eck ab. Auch danach blieben die Berliner gefährlich (72.), Haberer kam vor dem schwedischen Strafraum in Ballbesitz, lief noch ein paar Meter parallel zum Tor und suchte dann mit Links den Abschluss. Diawara war zur Stelle und lenkte den Ball über seinen Kasten. Neben das Tor ging der nächste Abschluss der Unioner, diesmal war es wieder Becker, der nach langem Ball viel Platz hatte. Die Malmö-Abwehr konnte ihn allerdings am direkten Abschluss hindern, sodass er zunächst den Weg in den Sechzehner suchte und dort mit Links aufs lange Eck abschloss. Der Ball ging durch alle Beine knapp am linken Außenpfosten vorbei und ergab so nur einen Abstoß für Malmö. In dieser Phase der Partie suchten die Gastgeber stets nach Lücken im Unioner Abwehrverbund, fanden diese aber so gut wie nie. Die Berliner ihrerseits waren immer auf schnelle Konter und Gegenstöße aus. Mit sechs Minuten Nachspielzeit endete die Partie kurz darauf mit dem Endstand von 1:0 für Union.
Stimmen nach dem Spiel
Union-Präsident Dirk Zingler äußerte sich nach dem Spiel zu den Vorfällen, die zur Spielunterbrechung führten: “Ich freue mich über den Sieg, weil er sportlich wohl auch verdient ist. Aber alles andere, was heute passiert ist, kann man nicht akzeptieren. Nichts und niemand hat etwas auf dem Rasen oder in anderen Blöcken zu suchen. Das ärgert mich total, weil wir das von uns nicht kennen und nicht machen. Und hier machen wir es plötzlich. Da bin ich stinksauer drüber."
“Ich hatte stets das Gefühl, dass wir das Spiel kontrollieren. Natürlich hat man nach dem Platzverweis Bedenken, aber wir haben es dann gut gemacht und letztlich auch verdient gewonnen, denke ich”, so Union-Trainer Urs Fischer nach dem Abpfiff. “Wir hatten am Ende viele Möglichkeiten, hätten da auch vielleicht die eine oder andere mehr nutzen müssen, aber am Ende hat das eine Tor gereicht. Zu den Vorfällen kann ich nur sagen, dass ich das absolut nicht nachvollziehen kann und so etwas im Fußball nichts zu suchen hat. Es ist beschämend.”
“Das war ein Wechselbad der Gefühle. Chancen, Rote Karte, die Unterbrechung, dann die Führung und der Sieg. Aber am Ende war der Erfolg sicher verdient. Nach der Roten Karte hatten wir auch mehr Räume und konnten unser Konterspiel besser ausspielen. Trotzdem wollen wir natürlich auch mal ein Spiel in Europa ohne Platzverweis beenden”, so die Meinung von Kapitän Christopher Trimmel zum Spiel.
Ausblick auf die kommenden Tage
Die Mannschaft des 1. FC Union Berlin reist noch am heutigen Abend nach Berlin zurück und nutzt die beiden folgenden Tage zu Regenerations- und Trainingseinheiten. Das nächste Spiel für die Eisernen findet am Sonntag, dem 09.10.2022, in Stuttgart statt. Um 19:30 Uhr erwartet der VfB Stuttgart die Berliner zum 9. Spieltag in der Bundesliga.