Wow! Frühaufsteher-Alarm!

Emotionaler und torreicher Abschied: Karim und Tusche sagen „Auf Wiedersehen“!

Sa, 02. September 2017

Kurz vor 16 Uhr öffneten die Tore des Stadions An der Alten Försterei, um 16:15 Uhr rollte dann das erste Mal der Ball. Das Freundschaftsspiel der U9-Junioren des 1. FC Union Berlin gegen die U9 der VSG Altglienicke entschied der eiserne Nachwuchs deutlich mit 7:0 für sich.

Punkt 17 Uhr erfolgte die Vorstellung des 1. FC Union Berlin. Trainer Jens Keller schickte folgende Elf auf den Platz: Gspurning (Moser 46.) – Trimmel (Uchida 46.), Maloney (Schösswendter 46.), Schönheim (Kahraman 46.), Pedersen (Kurzweg 46.) – Fürstner (Daube 46.), Parensen (Opfermann 68.) – Taz (Inaler 68.), Kreilach (Kroos 46.), Hedlund (Gogia 46.) – Hosiner (Busk 72.).

Um 17:05 Uhr wurde es dann nostalgisch und emotional: Stadionsprecher Christian Arbeit stellte die gesamte von Trainer Uwe Neuhaus gecoachte Gastmannschaft vor. Folgende Weggefährten betraten einzeln unter tosendem Applaus den Platz: Holger Bahra, Michael Bemben, Daniel Göhlert, Christian Stuff, Patrick Kohlmann, Mac Younga-Mouhani, Jörg Heinrich, Marco Gebhardt, Simon Terrode, Christian Beeck, Soufian Benyamina, Shergo Biran, Fabian Boll, Sören Brandy, Hüzeyfe Dogan, Daniel Dubrau, Ümit Ergirdi, Sven Felski, Dustin Heun, Benjamin Köhler, Christoph Kramer, Thomas Lehmann, Ronny Nikol, Christopher Quiring, Thomas Reichenberger, Salvatore Rogoli, Halil Savran, Daniel Schulz, Guido Spork, Timo Szumnarski und Silvio.

Dann betrat Karim Benyamina mit seiner angestammten Nummer 22 das Feld und wurde mit lauten Sprechchören begrüßt. Es folgte Tusche mit der Nummer 17 und aus den mehr als 14.000 Kehlen erklang einmal mehr das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Torsten Mattuschka-Lied. Anschließend wurde der Moment in einem Gruppenfoto beider Teams festgehalten, bevor die Hymne erklang und die Ränge in ein Meer aus rot-weißen Schals tauchte. Mitten auf der Waldseite prangte ein riesiges Tusche & Karim-Banner mit zusätzlicher Banderole: „Eine Ära geprägt, einen Grundstein gelegt“. Um 17:30 Uhr erfolgte dann schließlich der Anpfiff, während die Fans die Hymne lauthals weitersangen – noch ein Gänsehautmoment.

Drei Minuten waren gespielt, da ließ die Waldseite den legendären Derby-Sieg Revue passieren. Oder vielleicht doch den zwei Tage zuvor mit 2:0 gewonnenen Test bei Hertha? Wer weiß… „Stadtmeister, Stadtmeister - Berlins Nummer 1“ schallte es durch die Alte Försterei.

In Minute 5 folgte die erste Ecke für die Gäste. Torsten Mattuschka lief zur Eckfahne und klatschte Richtung Fans, diese dankten es ihm abermals mit dem Tusche-Lied. Nach 10 Minuten gab es die erste richtig torgefährliche Aktion des Spiels: Michael Gspurning konnte den Schuss von Soufian Benyamina jedoch parieren. Nur zwei Minuten später folgte die erste Chance für Tusche, der nach schöner Ablage von Benyamina zentral aus 20 Metern draufhielt, den Schlenzer mit rechts jedoch knapp am Pfosten vorbei zirkelte. Nach weiteren 60 Sekunden machte es der Alt-Kapitän dann umso besser. Mit einem sehenswertem Sololauf umkurvte er zunächst zwei Verteidiger und anschließend den abgetauchten Michael Gspurning an der Fünfmeterraumgrenze, um sehenswert per Hackentrick zur Führung einzuschieben. Auf der Gegenseite konnte sich Lehmann zum ersten Mal auszeichnen: Damir Kreilach nahm einen hohen Diagonalpass von der rechten Strafraumgrenze volley und hätte fast den Ausgleich erzielt. Der Gäste-Keeper reagierte jedoch glänzend mit einer Doppelfaust-Abwehr (16.). Ohne große Verschnaufpause schwappte das Spiel wieder zur Heimseite, wo Shergo Biran nach gelungenem Doppelpass mit Sören Brandy das 0:2 markieren konnte (20.) Die fröhlichen  „Aufwachen“-Rufe von den Rängen waren kaum verklungen, da netzten die Eisernen erstmals ein. Philipp Hosiner zog auf rechts den Sprint an und legte quer auf den mitgelaufenen Simon Hedlund. Der Schwede behielt die Übersicht, bediente in der Mitte Stephan Fürstner, der zum 1:2 abstaubte (24.). Nur eine Minute später schlug Union erneut zu – Philipp Hosiner vollendete den Angriff diesmal selbst zum 2:2 Ausgleich (25.). „Wir lieben Union, jawoll“ schallte es nun im Wechsel von Waldseite zur Gegengeraden. Und der Stürmer hatte Blut geleckt! Jeweils im Abstand von nur 120 Sekunden konnte sich der Österreicher in der Folge noch zweimal in die Torschützenliste eintragen und das 3:2 (27.) und 4:2 erzielen (29.). Danach scheiterte die Tusche & Karim Elf gleich mehrfach an Torhüter Michael Gspurning, Silvio traf den Außenpfosten (32.). In der 34. Minute folgte die wohl kurioseste Szene des ersten Durchgangs: Schiedsrichter Henry Müller entschied 18 Meter zentral vor dem Tor auf Freistoß für Union. Antreten durfte jedoch ein Mann in Schwarz mit der Nummer 17 – die Eisernen ließen Torsten Mattuschka den Vortritt! Dieser bedankte sich artig, packte seinen rechten Zauberfuß aus und vollendete unnachahmlich mit einem sehenswerten Schlenzer über die Mauer hinweg in den Winkel – das unhaltbare 5:2 für die Eisernen!

Die nächste Chance hatten dann die ganz in schwarz spielenden Gäste, aber Silvio scheiterte abermals am gut aufgelegten Gspuring (38.). Beim Lupfer von Shergo Biran hatte der Österreicher ebenfalls noch die Hand dran, konnte den Gegentreffer zum 5:3 aber nicht mehr verhindern.

Dann betrat Simon Terodde das Feld und testete mit seinem ersten Ballkontakt abermals das Köpenicker Aluminium. Der linke Außenpfosten rettete für das Heimteam (40). Nur 60 Sekunden später (41.) machte es die Nummer 9 dann besser und besorgte den Anschluss, nur noch 5:4 nach 41 Minuten. Michael Parensen stellte im direkten Gegenzug den Zwei-Tore-Abstand wieder her, das 6:4 (42.). Kurz vor der Pause waren die Gäste dann aber wieder dran: Ümit Ergirdi traf mit einem trockenen Rechtsschuss ins untere Eck. Mit diesem Spielstand ging es in die Kabinen.

In den ersten 9 Minuten nach Wiederanpfiff ließen es beide Mannschaften etwas ruhiger angehen, bevor Sören Brandy zweimal seine Chance auf einen Treffer nicht nutzen konnte. Zunächst vereitelte Lennart Moser einen „Tunnel“-Versuch und rettete zur Ecke, bevor Brandy den Ball im Anschluss an diesen Standard aus kurzer Distanz neben den Pfosten grätschte.

Auf der Gegenseite zeichnete sich der langjährige Torwarttrainer Holger Bahra im Gäste-Kasten gleich doppelt aus (56./57.). Gegen den wunderschönen Lupfer von Akaki Gogia war er jedoch machtlos – das 7:5 für die Hausherren nach einer Stunde Spielzeit. Eine Minute später schlugen „Karim, Tusche & Gefährten“ dann zurück und Ersterer durfte sich nach sattem Rechtsschuss ins rechte untere Eck den Treffer gutschreiben lassen und auch sein Lied erklang nun lautstark von den Rängen.

Dann gab es ordentlich was zu Lachen, trotz oder gerade wegen dreier gelber Karten für die Mannen in den schwarzen Trikots. Tusche startete den Reigen, und kassierte die Gelbe regelkonform für ein Foulspiel. Anschließend reklamierte Sören Brandy lachend und vehement in Richtung des Referees, der diesen ebenfalls schmunzelnd verwarnte. Patrick Kohlmann spielte das Spielchen mit und holte sich „provozierend“ ebenso den gelben Karton ab. Nun stieg die Waldseite mit ein und verschaffte sich bestens gelaunt mit thematisch passenden Sprechchören zur allgemeinen Erheiterung Gehör.

70 Minuten waren gespielt, da trug sich Cihan Kahraman mit dem 8:6 in die Liste der Torschützen ein. Zwei Minuten später ersetzte Jens Keller seinen Stoßstürmer Hosiner durch einen, der die Tore sonst verhindert – Jakob Busk betrat als Feldspieler den Platz (72.) und sollte bald seine Szene im Angriff der Köpenicker haben. Vorher stellte Karim Benyamina jedoch noch mit einem weiteren Treffer auf 8:7 (73.). Dann kam die Zeit für des stürmenden Dänen. Dieser wurde mit schönem Steilpass geschickt und überwand den herausstürmenden Bahra mit einem technisch brillanten Lupfer zum 9:7. (74.)

Nach 80 Minuten erfolgte von der Waldseite ausgehend die Aufforderung an alle Unioner im Stadion aufzustehen - und anschließend stehen zu bleiben. Spätestens jetzt war in vielen Gesichtern abzulesen, dass der Zeitpunkt des Abschieds von Karim & Tusche spürbar näher rückte. Aber noch waren einige Minuten zu spielen und diese Spielzeit nutzte Shergo Biran abermals zum Anschlusstreffer fünf Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit (85.). Kurz darauf vergaben Benjamin Köhler (87./88.) auf der einen-, Peter Kurzweg per Kopf (88.) und Dennis Daube auf der anderen Seite (89.).

Hüzeyfe Dogan markierte kurz vor dem Schlusspfiff dann aber doch noch den ausgelassen bejubelten Ausgleich zum 9:9-Endstand.

Anschließend versammelten sich beide Mannschaften im Mittelkreis zur Verabschiedung ihrer ehemaligen Mitspieler, die sich beide das Mikrophon reichen ließen:

„Der Tag war so, als ob ihr nie weg gewesen wärt…ihr seid einfach die besten Fans, die ich über all die Jahre kennenlernen durfte. Ihr seid die besten und ich bin einfach nur dankbar für die schöne Zeit mit euch“, verabschiedete sich die Nummer 22 vom Publikum.

„Wir sind zufrieden mit dem Punkt“, scherzte anschließend Torsten Mattuschka in gewohnter Manier. „Einfach nur megageil, dass ihr alle gekommen seid“, fand er zunächst warme Worte in Richtung der Gefährten, bevor er sich an die Stadionbesucher wendete: „Vielen Dank an euch alle, so etwas wie euch gibt es nur einmal in Deutschland und das ist genau hier an der Alten Försterei“, bedankte sich die Nummer 17 für seine Zeit in Köpenick, bevor es für die beiden gemeinsam auf die Ehrenrunde ging. Spätestens jetzt dürfte so mancher Besucher ein paar Tränchen verdrückt haben.

„Wir wollen die Mannschaft sehen“ erschallte es anschließend durch das Stadion und die Mannschaft folgten unter anhaltendem Applaus dem Aufruf, bevor es zur Autogrammstunde in den Biergarten ging.

Das Ende des Abends? Ist wohl noch lange hin und derzeit nicht abzusehen…