Das Jahr 2023 der Eisernen Ladies
Im Zeichen der Professionalisierung:
Für die Frauen des 1. FC Union Berlin hatte das Kalenderjahr 2023 einiges zu bieten. Nach dem der Verein in der Vorsaison die Professionalisierung angekündigt hatte, ist diese im Laufe des Jahres vorangeschritten. Im gesamten Kalenderjahr verlor die Mannschaft von Cheftrainerin Ailien Poese nur ein Pflichtspiel.
Starke Rückrunde ebnet den Weg
2023 begann mit einem Transfer-Doppelpack der beiden Zwillinge und ehemaligen Unionerinnen Dina und Katja Orschmann. Im Februar wurde die Professionalisierung mit der Verpflichtung von Jennifer Zietz als Leiterin Frauen- und Mädchenfußball weiter vorangetrieben.
Die erste Begegnung des Jahres hatte es mit dem Spitzenspiel gegen Viktoria Berlin gleich in sich. In einem spannenden Regenspiel unterlagen die Unionerinnen unglücklich mit 3:4. Besonders bitter, da die Entscheidung erst in der Nachspielzeit durch ein Eigentor fiel. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, dass es das einzige Pflichtspiel des Jahres bleiben sollte, das nicht gewonnen werden konnte. Die restlichen Partien der zweiten Saisonhälfte konnten der FCU für sich entscheiden und war damit die beste Rückrundenmannschaft.
Das Team von Trainerin Ailien Poese hat eine tolle Moral bewiesen. Unmittelbar nach dem schmerzhaften Spitzenspiel gegen Viktoria folgten deutliche Erfolge gegen Babelsberg und Erfurt. Am 20. Spieltag folgte der höchste Sieg der Rückrunde mit einem 13:1 gegen den SV Eintracht Leipzig-Süd. Nour Youssef erzielte dabei vier Tore, Zita Rurack und Elisa Spolaczyk trafen jeweils dreifach. Zwei Wochen später stand dann das wichtige Topspiel gegen Türkiyemspor an. Durch den 3:0-Auswärtssieg bei Türkiyemspor, bei dem Kapitänin Lisa Heiseler dreifach traf, eroberten die Eisernen Ladies den zweiten Tabellenplatz in der Regionalliga Nordost. Diesen gaben sie in der Folge nicht mehr ab, denn alle fünf noch ausstehenden Ligapartien wurden mit mindestens drei Toren Vorsprung gewonnen. Lediglich im Freundschaftsspiel zum 16. Frauen-Fußball-Feiertag gegen die Zweitvertretung des 1. FC Köln mussten sich die Unionerinnen mit 1:3 geschlagen geben. Vor 3.200 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei erzielte Katja Orschmann mit einem Traumtor aus 20 Metern die Führung, die der Zweitligist jedoch schnell ausgleichen konnte. Zum Abschluss der Saison sicherte sich die Regionalliga-Mannschaft des FCU mit einem 4:0-Auswärtssieg beim Rostocker FC den zweiten Tabellenplatz und verabschiedete sich in die Sommerpause.
Professionalisierung führt zur Tabellenführung
Im Sommer folgte ein weiterer Schritt in Richtung Professionalisierung: Alle Spielerinnen können nun vom Fußball leben und auch tagsüber trainieren. Damit einher gingen auch einige Veränderungen im Kader. Insgesamt neun Spielerinnen verstärkten die Poese-Elf, darunter fast ausschließlich Spielerinnen mit Bundesliga- oder Zweitligaerfahrung. Das neu formierte Team bereitete sich im Sommertrainingslager im bayrischen Aschheim auf die Saison vor. Mit einigen achtbaren Ergebnissen, wie dem 4:1-Sieg gegen den Bundesligisten Werder Bremen, deuteten die Eisernen Ladies bereits ihr Potenzial an.
Diesen Schwung und die erfolgreiche Rückrunde der Vorsaison nahm der FCU mit in das Derby zum Saisonauftakt gegen Hertha BSC mit. Zwar geriet man bereits nach drei Minuten auswärts vor 1.500 Zuschauern in Rückstand, konnte die Begegnung aber in Windeseile drehen. Am Ende stand ein ungefährdeter 6:1-Auswärtssieg, der den Auftakt zu einer makellosen Hinrunde bildete. Am vierten Spieltag kam es im ausverkauften Fritz-Lesch-Sportplatz zum mit Spannung erwarteten Spitzenspiel gegen Viktoria Berlin, in dem sich die Profifrauen für die Niederlage im Januar revanchieren wollten. Dies gelang mit einem 1:0-Sieg in einem engen Spiel, in dem Dina Orschmann nach Vorarbeit ihrer Zwillingsschwester mit einem Heber das entscheidende Tor erzielte. Die gelungene Revanche gab der Mannschaft zusätzliches Selbstvertrauen, was sich in den folgenden Wochen deutlich bemerkbar machte. Die Köpenickerinnen ließen den Ball immer besser laufen und erzielten immer mehr Tore. Der deutlichste Sieg der Hinrunde gelang dem letztjährigen Vizemeister gegen den Aufsteiger Berolina Mitte. Beim 13:0-Erfolg trafen Maria Christina Lange fünfmal und Kapitänin Lisa Heiseler viermal. Den zweiten zweistelligen Sieg gab es beim 11:2 im vorletzten Ligaspiel gegen den Tabellendritten Türkiyemspor. Vier Tage nach dem Ligaspiel setzten sich die Unionerinnen auch im Polytan-Pokal gegen die Kreuzbergerinnen durch. Der 3:0-Erfolg war das einzige Pokalspiel in diesem Kalenderjahr, nachdem im Vorjahr bereits in der ersten Runde Schluss war und Mariendorf in dieser Saison in der ersten Runde nicht antrat.
Nach elf Spieltagen stehen die Eisernen Ladies mit 33 Punkten und einem Torverhältnis von 68:3 an der Tabellenspitze. Torhüterin Melanie Wagner war zwischenzeitlich 872 Minuten ohne Gegentor. In der Hinserie lag Union insgesamt nur zwei Minuten in Rückstand. Sowohl die erzielten Tore als auch die Gegentreffer sind Bestwerte in allen fünf Regionalliga-Staffeln. Neuzugang Sarah Abu Sabbah ist mit 20 Treffern zudem ganz vorne im Rennen um die Torjägerkanone, die an die beste Torschützin aller Staffeln verliehen wird. Nach Kim Urbanek vom FC Viktoria 1889 Berlin folgen in der Nordost-Staffel mit Maria Cristina Lange, Lisa Heiseler und Dina Orschmann drei weitere Unionerinnen in der Torschützenliste. Besonders beeindruckend sind die Zahlen von Angreiferin Lange, welche ihre elf Tore in fünf Spielen und 266 Minuten Spielzeit erzielte. Damit hat sie im Schnitt alle 24 Minuten einen Treffer erzielt. Insgesamt haben in der ersten Halbserie bereits elf verschiedene Spielerinnen getroffen. Auch die neun Tore nach Einwechslungen zeigen, was für eine breite Kaderqualität in der Mannschaft steckt.
Cheftrainerin Ailien Poese zieht dementsprechend ein positives Fazit zum Jahr 2023: “Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Hinrunde, die großen Umstellungen im Sommer haben wir hervorragend gemeistert. Das gesamte Team hat sich enorm entwickelt, dennoch ist klar, dass erst die Hälfte der Spielzeit gespielt ist und wir weiter mit vollem Fokus an unserem Ziel arbeiten werden.”