SV Sandhausen vs 1. FC Union Berlin
2. Bundesliga, 2. Spieltag
Sandhausen vs 1. FC Union
2. Bundesliga, 2. Spieltag
90 Minuten Fußball-Drama: Union unterliegt in Sandhausen mit 3:4
Spielbericht
Unions Cheftrainer Norbert Düwel hatte vor dem Spiel die Qual der Wahl. Nahezu alle Spieler standen dem 47-jährigen Coach der Eisernen zur Verfügung. Im Gegensatz zum Auftaktspiel gegen Düsseldorf (1:1) veränderte Düwel seine Startformation leicht. Mit Rafael Korte und Dennis Daube standen zwei Sommerneuzugänge erstmals von Beginn an auf dem Platz. Taktisch begannen die Gäste aus Berlin in einem 3 – 5 – 2-System mit folgender Elf:
Haas – Trimmel, Kessel, Schönheim – Fürstner – Korte (62. Quiring), Kreilach, Daube (63. Leistner), Thiel – Brandy, Wood (77. Skrzybski)
Beide Mannschaften starteten bei hochsommerlichen Temperaturen munter und mit viel Tempo in die Partie. Sandhausen jedoch agierte etwas cleverer im Spielaufbau und leistete sich im Gegensatz zu den Berlinern nur selten Abspielfehler. Die Eisernen gingen über weite Strecken im ersten Abschnitt zu fahrlässig mit ihren Umschaltsituationen um und kamen daher oft in Bedrängnis gegen die gut kombinierenden Hausherren. Eine Koproduktion der beiden Sandhäuser Angreifer Aziz Bouhaddouz und Andrew Wooten brachte die Baden-Württemberger in Führung. Bouhaddouz setzte seinen Sturmpartner Wooten perfekt in Szene, der sich im richtigen Moment von seinem Gegenspieler löste und unhaltbar einschob (21.). Union wirkte aufgrund des Gegentreffers angeschlagen, fand dann jedoch kurz vor der Halbzeit besser ins Spiel. Die erste scharfe Hereingabe nutzte Sören Brandy zum Ausgleich. Maximilian Thiel spielte den Ball scharf vor das Gehäuse der Gastgeber. Bobby Wood verpasste knapp, aber Brandy stand am zweiten Pfosten goldrichtig und brachte den Ball im Tor unter (41.). Sogar der Führungstreffer aus Sicht der Unioner wäre kurz vor dem Pausenpfiff möglich gewesen. Doch Bobby Wood verfehlte aus Nahdistanz mit seinem Schuss aus der Drehung das Tor (44.). So blieb es zur Pause beim 1:1-Unentschieden.
Was dann in den zweiten 45 Minuten folgte war an Dramatik nicht zu überbieten. Union erwischte den besseren Start in den zweiten Abschnitt und bog das Spiel durch einen Treffer von Damir Kreilach kurz nach Wiederanpfiff um. Nach einem Eckball stocherte der Union-Kapitän das Spielgerät zum 2:1 über die Linie (55.). 15 Minuten später schlugen die Hausherren zurück. Ein Kopfball von Andrew Wooten sorgte für den 2:2-Ausgleich aus Sicht der Sandhäuser (70.). Doch die Freude über den neuen Spielstand währte nur knapp 60 Sekunden. Mit einem wunderschönen Tor stellte erneut Damir Kreilach den alten Spielstand wieder her. Sein Schlenzer von der Strafraumkante schlug unhaltbar im Winkel ein (71.). In den letzten 10 Minuten der Partie überschlugen sich die Ereignisse. Nach einem Foulspiel von Benjamin Kessel an Ranisav Jovanovic im Strafraum zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Aziz Bouhaddouz ließ sich die erneute Ausgleichschance nicht nehmen und verwandelte sicher zum 3:3 (80.). Beide Teams spielten weiter auf Sieg, mehr Glück hatten jedoch am Ende Hausherren. Eine weitere Standardsituation bescherte den Sandhäusern die Führung. Nach einem Eckball schraubte sich Sandhausen-Verteidiger Florian Hübner in die Höhe und köpfte zum 4:3 ein (85.). Doch auch die Berliner wollten die lange Reise nicht umsonst angetreten sein. Damir Kreilach fasste sich nochmal ein Herz und versuchte es erneut aus der Distanz. Diesmal fehlten zum ganz großen Glück wenige Zentimeter. Der Ball krachte an das Quergestänge (89.). Nach fünf Minuten Nachspielzeit setzte Schiedsrichter Thorben Siewer den Schlusspfiff unter das dramatische Spiel.
„Ich habe einen sehr verhaltenen Anfang meiner Mannschaft gesehen. Wir waren 30 – 35 Minuten nicht im Spiel. Erst dann haben wir uns in das Spiel hinein gearbeitet. In der zweiten Hälfte haben wir das Kommando übernommen und gehen dann zweimal in Führung. Leider passiert uns am Ende das, was uns letzte Woche schon passiert ist. Wir haben die Ordnung verloren und haben es nicht geschafft das Spiel über die Bühne zu bringen. Drei Tore auswärts sollten zumindest für einen Punkt reichen. Wir haben uns da in einigen Situationen taktisch schlecht verhalten. So geht der Sieg für Sandhausen am Ende in Ordnung“, gab Norbert Düwel nach dem Spiel zu Protokoll.
Am kommenden Wochenende pausiert die 2. Bundesliga. Die erste Runde im DFB-Pokal steht auf dem Programm. Der 1. FC Union Berlin gastiert bei Regionalligist Viktoria Köln. Das Spiel gegen die Mannschaft aus der Rheinmetropole findet am Samstag, dem 08.08.2015 um 15:30 statt.
Düwel vor Sandhausen: „Müssen unser Ding durchziehen!“
Vorbericht
Am zweiten Spieltag steht für die Elf von Trainer Norbert Düwel das erste Auswärtsspiel der noch jungen Saison auf dem Programm. Die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz war mit drei Punkten Abzug in die Spielzeit gestartet und konnte das Punktekonto mit einem bemerkenswerten 3:1-Erfolg bei Eintracht Braunschweig direkt zum Saisonstart ausgleichen.
So befindet sich der SVS kurioserweise ohne Punkte, dafür aber mit einem positiven Torverhältnis im Aufwind und konnte eine deutliche Duftmarke setzen. „Sandhausen hat einen spielstarken Eindruck hinterlassen. Wir werden auf eine gut organisierte und laufstarke Mannschaft treffen, die auf einigen Positionen sehr interessant besetzt ist“, so Norbert Düwel, der seiner Mannshaft eine schwere Aufgabe in Aussicht stellt.
In den Vorschusslorbeeren, überreicht von Trainerkollege Schwartz, indem dieser Union unter den Top 3 der Liga lobte, sieht Cheftrainer Düwel lediglich eine Nebelkerze: „Ich könnte das umdrehen und sagen, dass Sandhausen mit Braunschweig eine Topmannschaft geschlagen hat und auf dem Papier und vom Ergebnis her Favorit ist. Dass man sich die Favoritenrolle gegenseitig zuschiebt ist Geplänkel.“
Der Union-Trainer schaut lieber auf die eigenen Mannschaft und fordert: „Wir müssen unsere spielerischen Qualitäten mehr in den Fokus rücken, als es in den letzten Duellen mit Sandhausen der Fall war.“ Überhaupt konnten die Köpenicker in ihrer Historie noch nie in Sandhausen gewinnen (2 Niederlagen, 2 Remis in Liga 2 und 3). Doch dieses Mal könnte es klappen, glaubt der gebürtige Bayer Düwel: „Wir sind gewarnt und wissen was auf uns zukommt. Wir müssen unser Ding einfach durchziehen!“
Auch wenn das Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf in der Vorwoche durch den späten Ausgleich einen faden Beigeschmack besaß, so konnte Coach Düwel trotzdem wertvolle Lehren daraus ziehen: „Wir wissen was wir gegen Düsseldorf wirklich gut gemacht haben. Das war offensichtlich noch nicht alles, sonst hätten wir drei Punkte im Stadion behalten. Wir wissen, was wir in Sandhausen schuldig sind“, erwartet der 47-Jährige eine klare Steigerung seiner Elf.
Stephan Fürstner hatte am Donnerstag Probleme im Bereich der Adduktoren beklagt und konnte nicht trainieren. Die dosierte Trainingseinheit am Freitag konnte der defensive Mittelfeldakteur allerdings wieder vollumfänglich absolvieren. Doch ein Fragezeichen bleibt: „Ob Stephan im Spiel in Sandhausen mitwirken kann, werden wir nach dem Abschlusstraining wissen“, so Düwel, der zum Abschluss versicherte: „Darüber hinaus hat kein Spieler Probleme.“