SSV Jahn Regensburg vs 1. FC Union Berlin
2. Bundesliga, 14. Spieltag
Regensburg vs 1. FC Union
2. Bundesliga, 14. Spieltag
Drei Tore reichen nicht zum Sieg: Union spielt Remis in Regensburg
Spielbericht
Ohne den gelbgesperrten Markus Karl ließ Trainer Uwe Neuhaus seine Elf in folgendem 4-2-3-1-System auflaufen:
Haas - Pfertzel (69. Menz), Puncec, Stuff, Schönheim - Göhlert, Jopek - Zoundi, Mattuschka (77.Parensen), Quiring (37.Silvio) - Terodde
Für die erste Überraschung sorgte der Aufstellungsbogen schon vor der Partie. Der noch gestern in Meuselwitz weilende U23-Keeper Kilian Pruschke ersetzte den verletzten Jan Glinker auf der Ersatzbank. Bei eisigen Temperaturen nahm das Spiel nur langsam an Fahrt auf, was nicht zuletzt an der defensiven Grundordnung der Hausherren lag, die klar auf Konter ausgelegt war. Und ein solch schneller Angriff war es auch, der zur ersten Chance der Begegnung führte. Amachaibou Abdenour versuchte es nach einer Flanke per Direktabnahme, scheiterte aber an Daniel Haas. Beim Nachschuss von Patrick Haag musste der Keeper dann nicht mehr eingreifen (7.).
Das Duell zwischen Haag und dem eisernen Schlussmann ging in der 15. Spielminute in die zweite Runde. Auch diesmal hieß der Gewinner Daniel Haas. Die Köpenicker Nummer eins schnappte sich den Ball vom Fuß des heraneilenden Offensivmannes und bereinigte damit die Situation. Nichtsdestotrotz blieben die Gastgeber die Mannschaft mit den zwingenderen Torszenen. Die gut 600 mitgereisten Unioner mussten bis zur 20. Minute warten, um einen Torschuss ihres Teams zu sehen. Einen von der Mauer abprallenden Freistoß nutzte Björn Jopek für das erste Achtungszeichen. Der "Hallo-Wach-Effekt" blieb vorerst jedoch aus und der SSV bestrafte Union eiskalt mit einem Doppelschlag. Erst schob Ramon Machado aus spitzem Winkel ein (27.) und dann erhöhte Francky Sembolo nur eine Minute später auf 2:0. Die vermeintlich sichere Führung hielt indes nicht lang. Nach einem langen Pass von Linksverteidiger Fabian Schönheim spitzelte Simon Terodde das Leder an Michael Hofmann vorbei und brachte seine Mannschaft wieder zurück ins Spiel (30.). Auch Uwe Neuhaus reagierte auf den Spielverlauf, brachte Silvio für Christopher Quiring und stellte auf ein 4-4-2 mit Raute um (37.). Das zeigte Wirkung. Die Bayern überließen den Gästen nun weitgehend das Spiel mit dem Ball und verlegten sich auf das schon anfänglich praktizierte Defensivspiel. Mit dem Pausenpfiff hatte Kapitän Torsten Mattuschka sogar den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber mit seinem Schuss an Michael Hofmann (45.). So ging es mit der Führung für die Hausherren in die Kabine.
Als hätte die 15-minütige Unterbrechung nicht stattgefunden, machte die Neuhaus-Elf dort weiter, wo sie aufgehört hatte. Wieder war es der Spielführer, der für Gefahr sorgte. Sein Schuss von der Strafraumgrenze touchierte den Pfosten und ging von dort ins Toraus (46.). Möglichkeiten taten sich aber auch auf der anderen Seite auf. Nach einem Missverständnis in der Union-Abwehr tauchte Sembolo plötzlich gefährlich vor Daniel Haas auf, setzte den Ball im Fallen jedoch weit neben den Kasten (50.). Turbulent ging es auch in der Folge weiter. Ein schnelles Zuspiel von Silvio genügte, um seinen Sturmpartner Simon Terodde erneut in eine aussichtsreiche Situation zu bringen. Der lange Angreifer fackelte nicht lang und glich zum mittlerweile verdienten 2:2 aus (56.). Den Jubelschrei hatten die 5553 Zuschauer im Jahnstadion bereits auf den Lippen, als Schiedsrichter Martin Petersen bei einem vermeintlichen Tor für den Jahn auf Abseits entschied (63.).
Sieben Minuten darauf rückte der Unparteiische wieder in den Blickpunkt. Nach wiederholtem Foulspiel schickte er Daniel Göhlert, der sein erstes Spiel der Saison von Beginn an machte, vom Platz (70.). Das hinderte Björn Jopek aber nicht daran, einen Freistoß direkt ins Toreck zu zirkeln und den 1. FC Union Berlin mit seinem dritten Saisontor in Front zu bringen (75.). Mit viel Wut im Bauch rannte Jahn Regensburg an und hatte mit der Methode Brechstange schließlich Erfolg. Abdenour Amachaibou ließ mit seinem Gewaltschuss aus kurzer Distanz Daniel Haas keine Chance und markierte das 3:3 (82.). Nicht nur die Toranzahl war bemerkenswert, auch die Zahl der gelben Karten stieg im Verlaufe der Partie enorm an. Insgesamt musste Petersen sechsmal in die Tasche greifen. Dabei blieb es dann auch und die turbulente Partie endete 3:3.
Nach einem derart aktionsgeladenen Spielverlauf gab es in der anschließenden Pressekonferenz einiges aufzuarbeiten: "Nach dieser ersten halben Stunde bist du mausetot, hast das Spiel verloren und kannst eigentlich nach Hause fahren. Nach der Halbzeit war es ein Spiel, wie es immer wieder mal vorkommt und auch vorkommen darf: Es geht hin und her, du gehst in Führung, kassierst in Unterzahl noch den Ausgleich und nimmst einen Punkt mit. Mein Thema ist aber die erste halbe Stunde: So wie wir da aufgetreten sind, gewinnst du gegen keine Mannschaft dieser Welt. Das ist auch keine Frage des Systems. Wie man ein System mit Leben, mit Seele füllt, so stark ist es dann auch", merkte Trainer Uwe Neuhaus sichtlich hin- und hergerissen an. "Wir sind dann aber wieder zurückgekommen, haben eine gute Moral bewiesen und bis zur letzten Sekunde erkämpft. Letztendlich sind es für beide Mannschaften aber zwei verlorene Punkte", ergänzte der Coach in seinem Spielfazit.
Für die Mannschaft von Uwe Neuhaus geht es dann am Samstag, den 24.11.2012 um 13:00 Uhr in die nächste englische Woche. Der Gegner im Stadion An der Alten Försterei heißt dann TSV 1860 München.
Auswärts funktioniert‘s: Union setzt auf Ausbau einer Serie
Vorbericht
Der 1. FC Union Berlin punktet seit mehreren Spieltagen unverdrossen auf fremden Plätzen. Mittlerweile stehen drei ungeschlagen überstandene Duelle auf dem Papier. Der Rekord in dieser Wertung datiert vom Februar 2011, als die Köpenicker vier Partien auf des Gegners Platz nicht verloren.
Formal gehen die Eisernen sogar als Favorit in das Spiel. Bei einem Schnitt von drei Gegentoren pro Partie und fünf verlorenen Vergleichen in Serie (Vereins-Negativrekord) muss Jahn Regensburg wohl als Außenseiters gelten. Beachtet man zudem, dass Union zuletzt in zwei Spielen keinen Gegentreffer zuließ und hinter Braunschweig und Hertha (je 16) die drittmeisten Punkte aus den letzten acht Spielen holte (15, zusammen mit Ingolstadt), drängt sich der Mannschaft von Uwe Neuhaus die Favoritenrolle nahezu auf. Eine Konstellation, die den Trainer zu einer Warnung veranlasste: „Ich bin überzeugt, dass Regensburg sich nicht aufgegeben hat. Sie haben nichts zu verschenken und werden versuchen, uns unten wieder mit reinzuziehen“, bleibt Uwe Neuhaus skeptisch.
Beim kommenden Gastgeber reagierte man derweil kürzlich auf die sportliche Talfahrt und beurlaubte Trainer Oscar Corrochano. Interimstrainer ist der in seiner eigentlichen Funktion als Sportdirektor angestellte Franz Gerber. Der musste feststellen, dass neue Besen nicht immer gut kehren. So missglückte das Debüt des neuen Übungsleiters am zurückliegenden Wochenende im Donau-Derby gegen Ingolstadt (2:4).
Darüber, wie sich der Kontrahent am Sonntag präsentieren wird, gab auch die Videoanalyse wenig Aufschluss. „Ich bin nicht sicher, ob Regensburg ähnlich wie Sandhausen kompakt abwartet, oder ob sie ihr Herz in die Hand nehmen und versuchen, uns unter Druck zu setzen“, überlegte Uwe Neuhaus noch auf der Pressekonferenz.
Für Regensburg spricht dabei die Zweitliga-Bilanz zwischen beiden Mannschaften, welche aus Berliner Sicht wenig freundlich daherkommt. Union unterlag in der Zweitliga-Saison 2003/04 in Regensburg mit 1:3, auch zu Hause reichte es nur zu einem Punkt. Grund genug also, Regensburg ernst zu nehmen, auch wenn es in der gemeinsamen Geschichte ja noch den 35. Spieltag der Drittligasaison 2008/09 gab. An jenem 9. Mai machte der 1. FC Union Berlin mit den Toren von Macchambes Younga-Mouhani und Karim Benyamina den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga perfekt.
Um in Regensburg bestehen zu können, muss Uwe Neuhaus bei seiner Elf einige Baustellen schließen. Da ist zum einen die Position im defensiven Mittelfeld, wo Markus Karl gelbgesperrt eine Lücke hinterlässt. „Markus hat der Mannschaft zuletzt viel Sicherheit verliehen. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Ob Daniel Göhlert, Björn Jopek, Fabian Schönheim oder Michael Parensen die Position bekleiden oder ich eine Systemänderungen in Betracht ziehe, weiß ich selbst noch nicht - alles ist möglich“, hielt sich Uwe Neuhaus gewohnt bedeckt. Ein weiteres großes Fragezeichen steht hinter dem Einsatz des Kapitäns. Torsten Mattuschka krankt an einer Magen-Darm-Infektion und kämpft noch um die Spiel-Teilnahme am Sonntag.