Rot-Weiss Essen vs 1. FC Union Berlin
DFB-Pokal, Runde 1
Rot-Weiss Essen vs 1. FC Union
DFB-Pokal, Runde 1
Bittere Pleite: Union unterliegt Rot-Weiss Essen 5:6 nach Elfmeterschießen
Spielbericht
Es bleibt dabei: Der 1. FC Union Berlin kann im Pokal nicht mehr gewinnen. Nach nervenaufreibenden 90 Minuten, in denen sich die Eisernen erst in letzter Sekunde in die torlose Verlängerung retten konnten, wurde das erneute Erstrunden-Aus im Elfmeterschießen besiegelt. Folgende Elf hatte Union-Trainer Uwe Neuhaus im Georg-Melches-Stadion im 4 – 1 – 4 – 1-System aufgeboten:
Glinker – Pfertzel (46. Menz), Stuff, Göhlert, Kohlmann – Karl – Zoundi, Silvio, Mattuschka (74. Ede), Quiring (60. Mosquera) – Terodde
Die Rückkehr an die ehemalige Wirkungsstätte von Uwe Neuhaus und Nico Schäfer sollte nach der ärgerlichen Niederlage vom letzten Wochenende endlich ein Erfolgserlebnis bringen. Stattdessen geriet Union in ein Fegefeuer der Emotionen. Angepeitscht von einer erwartungsfrohen Kulisse im heimischen Stadion warf sich Rot-Weiss Essen mit Vehemenz in den Pokal-Fight. Union spielte anfangs verhalten und schien das Geschehen unter Kontrolle zu haben. Was zunächst wie Souveränität wirkte, entpuppte sich später zunehmend als Mangel an Lösungsmöglichkeiten im Spiel nach vorne. Kaum ein Ball kam in der Spitze an, kaum ein Pass konnte die einzige Spitze Terodde wirkungsvoll in Szene setzen. Stattdessen gab es immer wieder gefährliche Essener Angriffe, die blitzschnell über die Außen vorgetragen wurden. Nach 20 Minuten rettete Unions Pokal-Torwart Glinker noch reaktionsschnell. Bei der folgenden Ecke war er jedoch machtlos, als der nicht gerade hoch aufgeschossene Tino Brauer sich per Kopf durchsetzen konnte und RWE in Führung brachte. Union spielte ruhig weiter und erarbeitete sich ein optisches Übergewicht, jedoch sprangen nur zwei Chancen heraus, die weder Quiring noch Mattuschka verwerten konnten. So ging es mit dem Rückstand in die Kabine und Uwe Neuhaus reagierte mit einem ersten Wechsel - Christoph Menz kam für den glücklosen Marc Pfertzel.
Wenige Minuten waren Halbzeit 2 gespielt, als der Ball endlich im Essener Tor zappelte. Der Jubel der blieb den Eisernen jedoch im Halse stecken, denn Schiedsrichter Kempter entschied auf Abseits. Es folgte leider kein eiserner Sturmlauf sondern nach gut 70 Minuten das 2:0 für die Gastgeber. Ein Missverständnis zwischen Glinker und Göhlert nutzte Kevin Grund zur scheinbaren vorzeitigen Entscheidung. Zu wenig hatte Union geboten, um die Hoffnung auf die Wende nach einem 2-Tore-Rückstand begründet erscheinen zu lassen. Auch die eingewechselten Mosquera und Ede konnten dem Spiel ihren Stempel nicht aufdrücken. Doch dann gelang Patrick Zoundi in der 83. Minute der Anschlusstreffer und mit dem Mut der Verzweiflung wurden nun die Bälle in den Essener Strafraum geschlagen. Als der Abpfiff nur noch Sekunden entfernt war, wurde das Aufbäumen belohnt. Simon Terodde erzielte tatsächlich den umjubelten Ausgleich für Union.
In der anschließenden Verlängerung ließen die Männer aus Berlin-Köpenick den psychologischen Vorteil des späten Ausgleichs jedoch ungenutzt und das Essener Publikum erwachte nach und nach wieder aus der Schockstarre. Nachdem die 30 Extraminuten torlos verstrichen waren, musste das Spiel vom Elfmeterpunkt entschieden werden. Hier spiegelte sich das ganze Drama des Abends wieder. Simon Terodde trat als Erster an – und vergab. Wenig später teilte Chinedu Ede dieses Schicksal. Die Essener hatten indes nur einmal Pech, als ein Schuss an den rechten Pfosten klatschte und so war am Ende die Pokalgeschichte um einen Underdog-Sieg reicher. Die konsternierten Favoriten aus Berlin sanken in sich zusammen und konnten die eigene Leistung kaum fassen.
Uwe Neuhaus musste in der Pressekonferenz das Geschehen in Worte fassen: „Glückwunsch an Essen. Sie haben sich diesen Sieg verdient durch die Art und Weise, sich in das Spiel zu kämpfen. Wir sind durch individuelle Fehler in Rückstand geraten und mit Glück noch zurückgekommen. In der Verlängerung haben wir es versäumt, mit aller Gewalt auf das entscheidende Tor zu gehen. Wir haben es nicht geschafft, in den entscheidenden Situationen den Klassenunterschied herauszuarbeiten“, so der sichtlich verärgerte und bitter enttäuschte Union-Coach.
Auf der anderen Seite fand sich naturgemäß ein sehr zufriedener Trainer Waldemar Wrobel: „Wir sind überglücklich, denn wir waren klarer Außenseiter. Wir haben über 120 Minuten vor allem auch physisch alles gegeben und uns mit dem Sieg im Elfmeterschießen belohnt.“
Für Union heißt es nun, einen verdorbenen Saisonstart zu verdauen und sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen. Die Wochenendplanung der Mannschaft änderte sich jedenfalls umgehend, denn anstelle des Auslaufens nach Ankunft tritt nun eine richtige Trainingseinheit am Samstagnachmittag. Bis zum nächsten Punktspiel gilt es die weinigen Tage intensiv zu nutzen, um die Saison schnell in die richtigen Bahnen zu lenken. Bereits am kommenden Freitag trifft Union im Stadion An der Alten Försterei auf den SC Paderborn.
„Kaltschnäuzig“ in die zweite Runde: Union gastiert zum DFB-Pokal in Essen
Vorbericht
Die Spannung während der Pokal-Auslosung in der ARD-Sportschau am 11. Juni 2011 hielt für Union nicht übermäßig lange an. Schon die zweite Paarung lüftete das Geheimnis um den Erstrunden-Gegner der Eisernen. „Der Fußball schreibt manchmal komische Geschichten“, kommentierte Uwe Neuhaus, nachdem feststand, dass es für den 1. FC Union Berlin ausgerechnet nach Essen, zum Ex-Verein des Union-Trainers, gehen wird. Aber nicht nur Uwe Neuhaus, sondern auch der kaufmännisch-organisatorische Leiter der Lizenzabteilung des 1. FC Union Berlin, Nico Schäfer, hat eine längere Zeit seines Schaffens an der Hafenstraße zugebracht. Zusammen kommen Uwe Neuhaus und Nico Schäfer auf 16 Jahre im Dienst des jetzigen Viertligisten. Die Konstellation ist für den Trainer deshalb auch nicht alltäglich. Uwe Neuhaus: „In meiner fünfjährigen Zeit in Essen als Spieler und Trainer bin ich jeweils in die 2. Bundesliga mit aufgestiegen. Zudem habe ich über 20 Jahre in dieser Stadt gelebt - ein stinknormales Spiel ist es für mich nicht.“
Abseits der persönlichen Historie des Trainers ist die Begegnung aber vor allem eines: Die riesige Chance in die zweite Pokalrunde einzuziehen. Ein Aus gegen den amtierenden Meister der NRW-Liga und Regionalligaaufsteiger wäre unschön und riefe kummervolle Erinnerungen an die jüngere Pokalhistorie hervor. Naturgemäß steht für das Duell im Zentrum des Ruhrgebietes die Ausgangslage fest, findet auch Uwe Neuhaus: „Wir sind der Favorit und nehmen diese Rolle auch an“, gab der Trainer selbstbewusst zu verstehen, ohne aber den dem Pokal anhaftenden Mythos aus den Augen zu verlieren: „Gerade im Pokal führen unerwartete Unwägbarkeiten immer wieder zu Überraschungen“, so der Coach.
Im vierten Anlauf unter Neuhaus‘ Regie soll es mit dem Weiterkommen endlich klappen. Für Mittelfeldspieler Markus Karl gibt es am Gelingen dieses Vorhabens kaum einen Zweifel: „Wenn wir die in der Mannschaft steckende Qualität abrufen, können wir die erste Runde definitiv überstehen“, so Karl, der in der Vielzahl der erarbeiteten Chancen, vor allem im Heimspiel gegen Fürth, Grund zur Hoffnung sieht, aber festhält: „Vor dem Tor müssen wir bedeutend kaltschnäuziger zu Werke gehen.“ Auch wenn Essen zwei Ligen tiefer aktiv ist, darf der Gegner keinesfalls unterschätzt werden: „Da gibt es ein paar Jungs, die richtig gut kicken können“, gab der aus Ingolstadt an die Wuhle gewechselte Karl deshalb zu verstehen.
Der Kader ist bis auf Fabian Fritsche komplett. Auch bei den Spielern die kürzlich Blessuren davon trugen, sieht es vor dem Pokalspiel gut aus. John Jairo Mosquera (Pferdekuss) und Torsten Mattuschka (Kreuzbanddehnung) trainierten in der Woche wieder voll mit der Mannschaft. Michael Parensen (Knie) sammelte in der U23 gegen BAK Spielpraxis. „Torsten und Michael rücken von Tag zu Tag näher an die Mannschaft, sodass man als Trainer die Qual der Wahl hat“, offenbarte Uwe Neuhaus. Veränderungen der Startelf zum Fürth-Spiel sind möglich, welche genau das sein werden, ließ der Chefcoach vorerst noch offen.
Der Pokal-Auftritt der Eisernen am Freitag beginnt um 20:30 Uhr.