FC St. Pauli vs 1. FC Union Berlin
2. Bundesliga, 9. Spieltag
St. Pauli vs 1. FC Union
2. Bundesliga, 9. Spieltag
Mattuschka macht‘s doppelt und rettet Punkt auf St. Pauli
Spielbericht
Eigentlich hätte Uwe Neuhaus nach der Demonstration gegen Energie Cottbus keinen Anlass gehabt, seine Erfolgself zu sprengen. Angesichts der Roten Karte für Fabian Schönheim blieb Unions Chefcoach allerdings keine Wahl. Der neue Alte für die linke Abwehrseite war Patrick Kohlmann hatte seine Probleme mit dem Innenband im rechten Knie überwunden. Andere Wechsel gab es nicht, sodass die Mannschaft im 4-4-2 mit folgendem Gesicht den etwas ramponierten Rasen des Millerntor-Stadions betrat:
Haas – Pfertzel, Stuff, Puncec, Kohlmann – Karl – Quiring (69. Zoundi), Jopek (80. Silvio) – Mattuschka – Nemec, Terodde (88. Göhlert)
Unruhig wie der wolkenbehangene Himmel begann auch das Kräftemessen auf dem Rasen der Baustelle des Millerntor-Stadions. Die Hausherren kamen stark aus der Kabine und machten nicht den Eindruck, als litten sie unter ihrem mäßigen Saisonstart. Union musste sich drangvolle Angriffswellen vom Hals halten und eine Handvoll Ecken überstehen. Dann befreiten sich die Köpenicker mit einem langen Ball auf Adam Nemec, der mit dem Kopf auf Christopher Quiring ablegte. Allerdings hatte St. Paulis Philipp Tschauner aufgepasst und schnappte sich die Kugel vor Quiring (12.). Union traute sich nun mehr, lief aber zunächst in einen kreuzgefährlichen Konter, den Mahir Saglik zur Erleichterung der 2.100 mitgereisten Unioner nur an den Pfosten setzte (14.). Bei offenem Visier wechselten die Chancen für beide Teams. Erst schoss Björn Jopek knapp über das Tor, dann musste Daniel Haas auf der Gegenseite sein ganzes Können aufbieten, um einen sich erst spät senkenden Distanzschuss von Mahir Saglik über den Kasten zu heben (15./16.). Zu seinem Geburtstag tags zuvor schnürte sich kurz darauf Torsten Mattuschka selbst ein spektakuläres Geschenk. Der Kapitän hatte nach Pass von Simon Terodde zwei Zuspiel-Optionen. Die Entscheidung fiel jedoch überraschend auf einen Schuss der Extraklasse, mit dem der Mittelfeldlenker mitten ins Herz des lautstarken Heim-Anhangs traf, keine Abwehrchance für Philipp Tschauner (21.). Das Ruder rissen die Eisernen in den folgenden Minuten an sich. Weder im zaghaften Aufbauspiel, noch im defensiven Auftreten waren die Gastgeber so dominant wie in der Anfangsphase. Wenn Union jedoch Fehler machte, wurde es gefährlich. Christopher Quiring verlor den Ball in der Abschlusszone und plötzlich stand Sebastian Schachten vor Daniel Haas. Der anschließende Schuss segelte dann weit über den rechten Winkel (38.). Bis zum Pausenpfiff beruhigte sich die Partie und wartete mit keiner weiteren Torgelegenheit auf.
Ohne Wechsel aber mit dem Gegentor begann für Union der zweite Abschnitt. Aus einer Ecke heraus köpfte Florian Mohr zum Ausgleich (48.). St. Pauli wollte mehr und drückte weiter aufs Tempo. Es verstrichen weitere zehn Minuten, bis die Köpenicker ein Ausrufezeichen setzen konnten. Adam Nemec schlug zwei Haken innerhalb des Strafraums, jagte das Spielgerät im Fallen aber über den Querbalken (58.). Bis auf diesen seltenen Nadelstich konnte die Elf von Trainer Uwe Neuhaus kaum Akzente setzen. Besser im Spiel waren die noch ohne neuen Cheftrainer angetretenen Hamburger, die durch Fin Bartels nicht unverdient in Führung gingen (69.). Union musste kurz durchpusten, sammelte sich und legte wieder den Vorwärtsgang ein. Belohnt wurde der ungebrochene Wille mit dem zweiten Streich von Torsten Mattuschka. Das ganze Risiko dieser Welt im Gepäck, trat der Kapitän an der Strafraumgrenze gegen das Leder. Das Geschoss bahnte sich wie an der Schnur gezogen den Weg in die Maschen (84.). Mit diesem mehr als würdigen Abschluss, endete die Partie unter dem Strich verdient mit 2:2.
„Das war ein richtig gutes Zweitliga-Spiel. Leider haben wir unsere Chancen nicht konsequent zu Ende gespielt. Der Ausgleich war ein bisschen unnötig. Die Mannschaft hat sich auch nach dem Rückstand gewehrt und sich belohnt. Die erste Halbzeit ging an uns, die zweite an St. Pauli, weshalb das Unentschieden gerecht ist“,
Um die letzten anstrengenden Wochen aus den Knochen zu bekommen, hat die Mannschaft von Uwe Neuhaus nun zwei Wochen Zeit. Am Sonntag, 21.10.2012 geht es für Union im Spiel gegen den FSV Frankfurt um die nächsten drei Punkte in der Liga. Anstoß im Stadion An der Alten Försterei ist um 13:30 Uhr.
Auswärts zuhause: Uwe Neuhaus fordert Heimmentalität gegen St. Pauli
Vorbericht
Man dürfe „die Zügel jetzt nicht schleifen lassen“, blickt Verteidiger Christian Stuff voraus. Nach der erfolgreichen englischen Woche, die mit sieben Punkten eine ordentliche Ausbeute mit sich brachte, ist die Hoffnung nach anhaltenden Erfolgsmomenten bei den Spielern ebenso groß wie beim Trainer. „Betrachtet man die letzten drei Spiele, scheint es in die richtige Richtung zu gehen. Damit es auch so bleibt, erwarte ich von meiner Mannschaft eine Heimmentalität auf fremden Plätzen. Bis zur allerletzten Sekunde fighten und an die eigenen Stärken glauben, genau das brauchen wir auch auf St. Pauli“, sagte Uwe Neuhaus.
Im Hamburger Stadtteil St. Pauli sorgt der Blick auf die Tabelle für Katerstimmung. Nach acht Spieltagen stehen die Kiez-Kicker mit sechs Punkten hauchdünn über dem Abstiegsstrich. Die Freistellung von Trainer André Schubert bewirkte für das darauffolgende Spiel gegen Regensburg kaum Positives, im Gegenteil. 0:3 geriet man beim Aufsteiger unter die Räder.
Es ist unruhig im Herzen Hamburgs. „Ich weiß gar nicht, ob uns die dortige Situation in die Karten spielen wird. Wir werden jedenfalls nicht auf einen Gegner treffen, der mit großem Selbstvertrauen auftreten wird. Spieler wie Fabian Boll, Marius Ebbers und Florian Bruns, die schon lange im Verein sind, werden die Führung übernehmen und mit aller Gewalt versuchen die Wende herbeizuführen“, warnt Unions Trainer vor dem kampfgewillten Gegner.
Erfreuliche und unangenehme Nachrichten hielten sich in der zurückliegenden Woche in etwa die Waage. Die Rotsperre von Fabian Schönheim wurde auf zwei Spiele festgelegt. Damit wird der Defensivspezialist nicht nur in Hamburg fehlen. Auch im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (21.10.) wird der 25-Jährige seinen Kollegen nur zuschauen können. Dem gegenüber steht die wohltuende Erkenntnis, dass sich für Uwe Neuhaus durch die Rückkehr von Patrick Kohlmann (Innenbanddehnung) und Patrick Zoundi (Faserriss Oberschenkel) wieder mehr Handlungsfreiheit ergibt. Beide gehören dem Kader für das St. Pauli-Spiel an.
„Patrick Zoundi hat lange gefehlt, ein Einsatz von Beginn an ist nahezu ausgeschlossen. Mit Patrick Kohlmann werde ich mich intensiv unterhalten. Er muss selber ein gutes Gefühl haben, um eine vernünftige Leistung auf den Platz bringen zu können“, so Uwe Neuhaus. Björn Kopplin (Adduktoren), Felipe Gallegos (Mittelfußbruch) und Michael Parensen (Fissur Wadenbein) benötigen bis zu ihrer Rückkehr hingegen noch Zeit.
Der Anpfiff im Millerntor-Stadion erfolgt um 18:00 Uhr. An stimmgewaltiger Unterstützung für die Eisernen wird es nicht mangeln. Das zur Verfügung gestellte Kontingent an Karten für den Gästeblock ist komplett ausverkauft.