Eintracht Frankfurt vs 1. FC Union Berlin
2. Bundesliga, 10. Spieltag
Frankfurt vs 1. FC Union
2. Bundesliga, 10. Spieltag
Niederlage gegen Aufstiegsaspirant: Union verliert in Frankfurt mit 1:3
Spielbericht
Zu den bereits im Vorfeld bekannten Ausfällen kam in der vergangenen Trainingswoche ein weiterer hinzu. Im Training zog sich Torjäger John Jairo Mosquera eine Oberschenkelzerrung zu und konnte ähnlich wie Topscorer Silvio und Routinier Ahmed Madouni nicht in das Spielgeschehen eingreifen. Christopher Quiring schaffte nach einem Kurzeinsatz gegen Aachen somit wieder den Sprung in die Startaufstellung. Ein besonderes Erlebnis wartete auf den Kapitän der U23, Stephan Gill, der wieder einmal im Kader der Profis stand. Gut 1.500 Unioner, 800 davon mit dem Sonderzug aus Berlin angereist, sahen den vermeintlichen Außenseiter im 4 – 2 – 3 – 1-System, in einer eher defensiv ausgerichteten Grundordnung beginnen:
Glinker – Pfertzel, Stuff (88. Savran), Menz, Kohlmann – Karl, Parensen, Quiring, Mattuschka, Zoundi (61. Ede) - Terodde
In der von Berlin rund 550 Kilometer entfernten Frankfurter Commerzbank-Arena ließen die Hausherren keinen Zweifel an ihren hohen Ansprüchen aufkommen. Bestückt mit einer Reihe von bundesligaerfahrenen Profis drückte die Mannschaft von Eintracht-Trainer Armin Veh das Spielgeschehen ohne Umschweife in die Hälfte der Eisernen. Alexander Meier versuchte es sogleich aus der Distanz, scheiterte jedoch am aufmerksamen Jan Glinker. Kurz zuvor hatte eine Frankfurter Kombination über die linke Unioner Abwehrseite für Unordnung im Berliner Strafraum gesorgt. Doch konnte Theofanis Gekas die scharfe Hereingabe in dieser Situation nicht erreichen. Als die ersten Angriffswellen der Hausherren abgeebbt waren, kam die ganz in weiß spielende Elf von Uwe Neuhaus aus einer tief stehenden Formation heraus vermehrt zu Ballbesitzzeiten. Brenzlig wurde es für den Union-Kasten sobald es über die schnellen Außenpositionen der Hessen ging. Nach Flanken von Sebastian Jung konnte sich Frankfurts Alexander Meier zweimal in Szene setzen uns scheiterte zuerst an Jan Glinker und dann am Außennetz (12.). Der Bundesligaabsteiger spielte selbstbewusst und markierte durch Benjamin Köhlers Schuss in Jan Glinkers Arme die nächste Chance. Und es ging weiter mit Frankfurter Großchancen im Minutentakt. Der Fernschuss von Meier (19.) und die artistische Einlage von Idrissou (22.) blieben allerdings ungenutzte Möglichkeiten der Elf vom Main. Der körperliche Einsatz stimmte, doch sah sich Union einer heiß laufenden Frankfurter Angriffsmaschinerie ausgesetzt. Dreißig Minuten Spielzeit waren verstrichen in denen Union aufopferungsvoll gegen den Rückstand ankämpfte, allerdings nicht zu eigenen Angriffsaktionen kam. Gegen den in die Hereingabe von Constant Djakpa gehaltenen Fuß von Theofanis Gekas fehlte dann allerdings das richtige Rezept (30.). Frankfurt ließ nicht locker und legte durch den Kopfball von Alexander Meier sieben Minuten später nach und erhöhte auf 2:0.
Uwe Neuhaus verzichtete zum Beginn des zweiten Abschnitts vorerst auf personelle Wechsel. Seine Mannschaft zeigte sich trotz des Ergebnisses unerschrocken und angriffslustig. Frankfurt schien die Führung Ruhe zu geben, was Union für einige ansehnliche Stafetten nutzte. Es entwickelte sich ein ansehnliches Fußballspiel, auch weil Union sich jetzt etwas zutraute. Im Doppelpass mit Simon Terodde orientierte sich Torsten Mattuschka in Richtung Eintracht-Schlussmann Oka Nikolov, bekam das Spielgerät im Sechzehnmeterraum aber nicht mehr wirkungsvoll unter Kontrolle (64.). Mit der Einwechselung von Chinedu Ede bewirkte Uwe Neuhaus nach gut einer Stunde neues Feuer in den Aktionen seiner Mannschaft. Der trickreiche Ede prüfte den bis zu diesem Zeitpunkt beschäftigungslosen Nikolov, der den satten Schuss erst im Nachfassen sichern konnte (68.). Der Gast tankte Selbstbewusstsein und drehte weiter auf. So hätte Simon Terodde aus spitzem Winkel beinahe für den Anschluss gesorgt (72.). Der Eiserne Anhang hatte den Torjubel in diesem Moment schon kurz auf den Lippen, musste sich aber noch einen Hauch gedulden. Youngster Christopher Quiring verkürzte nach glänzender Vorarbeit von Kapitän Torsten Mattuschka und Simon Terodde auf 1:2 (75.). Würde da noch was gehen? Zwar hatte Frankfurt mit 18:5 Torschüssen in der Offensive eindeutig die Nase vorn. Aber Union glaubte an sich und biss sich in das Duell, was eine Quote von 55 Prozent gewonnener Zweikämpfe untermauerte. Letztlich erzielte Frankfurt durch den gerade eingewechselten Erwin Hoffer in der neunzigsten Minute den 1:3-Endstand.
„Ich weiß nicht, ob uns in der ersten Halbzeit der Mut gefehlt hat oder Eintracht einfach über unseren Verhältnissen gespielt hat“, war sich Uwe Neuhaus nach dem Spiel nicht sicher, worauf die schwächeren ersten 45 Minuten zurückzuführen waren. „Ich hätte mir gewünscht mit 0:0 in die Halbzeit zu gehen. Wir sind nach der Pause stark zurückgekommen, das ist auch eine Qualität“, so der Chefcoach.
Union verabschiedet sich somit aus Frankfurt in die Länderspielpause. Im Punktspiel gegen den Karlsruher SC am Sonnabend, 15.10.2011 um 13:00 Uhr im Stadion An der Alten Försterei, soll es dann wieder was werden mit drei Punkten.
„Einigeln ist nicht die Lösung“ – Uwe Neuhaus sieht Punkt-Chance in Frankfurt
Vorbericht
Ist es nun ein Vorteil oder doch eher ein Nachteil, wenn der nächste Gegner in seinem letzten Spiel siegreich war? Uwe Neuhaus beantwortet diese Frage salomonisch und sagt: „Beides kann der Fall sein.“ Getanktes Selbstbewusstsein oder Überheblichkeit – eine Mannschaft kann nach hohen Siegen in beide Richtungen reagieren, glaubt der Trainer.
„Allen ist klar, dass Frankfurt der Favorit ist. Wir haben nichts zu verlieren und werden um unsere Chance spielen“, erklärt Marc Pfertzel, der als Verteidiger weiß, welch geballte Offensivkraft auf ihn zukommen wird. „Das wird eine schwere Aufgabe, aber wir haben keine Angst davor“, ergänzte der Franzose und wähnt seine Mannschaft nach den jüngsten Ergebnissen auf einem guten Weg.
Dass es seitens der Eintracht durch das Montagsspiel gegen Dresden (4:1) zu einem Substanzverlust kommen könnte, lässt Uwe Neuhaus nicht gelten. „Für mich hat Frankfurt den besten Kader der 2. Liga. Das Spiel in Dresden war eine Demonstration ihrer Stärke“, so der Union-Trainer, auch mit Blick auf die Ersatzbank, wo Armin Veh mit Karim Matmour und Rob Friend weitere Großkaliber sogar noch schonen konnte.
Auswärts holte das Team von Trainer Armin Veh bis jetzt mehr Punkte als in der heimischen Commerzbank-Arena, wo es für die Hessen in bisher vier Spielen nur einen Sieg zu verbuchen gab. „Verloren haben Sie dort aber auch noch nicht“, erstickte Uwe Neuhaus den Versuch, den Favoriten schwächer zu reden als er tatsächlich ist, bereits im Ansatz.
Eintracht Frankfurt ist noch immer ungeschlagen und damit voll im Soll beim Unternehmen Wiederaufstieg. Gegen solch einen Gegner wiegt der Ausfall von wichtigen Säulen wie Ahmed Madouni (Bänderdehnung Knie) und Silvio (Außenbandriss Sprunggelenk) schwer. John Jairo Mosquera musste zudem am Dienstag das Training abbrechen, auch er wird nicht mit nach Frankfurt reisen. Derart ersatzgeschwächt wird es sicher nicht leichter, bei einem Gegner dieses Kalibers zu bestehen, aber: „Einigeln allein ist nicht die Lösung. Wir müssen mutig sein und das Spiel nach vorn suchen. Mit konsequentem Konterspiel sehe ich eine Chance für uns“, so Unions Chefcoach.
Chinedu Ede hat seine Rückenbeschwerden überstanden und ist ebenso wie Christopher Quiring einsatzfähig. Den Flieger nach Frankfurt besteigt außerdem U23-Kapitän Stefan Gill. Der 22-jährige Abwehrspieler wird als Absicherung für die dezimierte Innenverteidigung mit in die Main-Metropole reisen.
Die Partie in „Mainhattan“ ist einer der Höhepunkte im Saison-Kalender des 1. FC Union Berlin. Klar, dass der vom Eisernen V.I.R.U.S. organisierte Sonderzug für 800 Fans schnell ausgebucht war. Die Abfahrt von Lichtenberg erfolgt morgens um 8:39 – die Ankunft amStadion gegen 15:45 Uhr, mittendrin bleibt für die Fans somit ausreichend Zeit, um im geselligen Miteinander die Punkte-Chancen auszuloten.
Egal wie das Spiel am Freitag verläuft, ein Dankeschön für die Unterstützung der Fans lässt sich die Mannschaft nicht nehmen und reist gemeinsam mit dem eisernen Anhang zurück in die Hauptstadt. Für die mehrstündige Heimreise haben die Spieler zwei Fässer Freibier im Gepäck, die sie natürlich selbst ausschenken werden…