1. FC Union Berlin vs SC Paderborn 07
2. Bundesliga, 3. Spieltag
1. FC Union vs Paderborn
2. Bundesliga, 3. Spieltag
Fehlerfreier Pruschke, doppelter Quiring: Union schlägt Paderborn 3:0
Spielbericht
Muskelverletzungen machten die Einsätze der Torhüter Marcel Höttecke und Jan Glinker, unmöglich. Für den 18-jährigen Kilian Pruschke, eigentlich für die U23 vorgesehen, war die Pflichtspiel-Premiere im Tor der Profis damit spätestens seit dem Abschlusstraining am Donnerstagabend fesselnde Gewissheit. Neben dem neuen Torhüter brachte Uwe Neuhaus überdies Christoph Menz und Michael Parensen in der Startelf für den zweiten Heimauftritt:
Pruschke – Menz, Stuff, Göhlert (55. Madouni), Kohlmann – Karl – Quiring (77. Zoundi), Mattuschka, Parensen (62. Ede) – Terodde, Silvio
Ob es damit zu tun hatte, dass die Mannschaft den jungen Mann im eigenen Tor zunächst aus dem Gröbsten heraushalten wollte, war nicht wichtig. In jedem Fall überforderte die Elf von Uwe Neuhaus die Paderborner in der Anfangsphase mit ihren zielstrebigen Aktionen schlicht. Die erste Riesenmöglichkeit ging entsprechend auf das Konto von Torsten Mattuschka. Silvio legte per Kopf auf seinen Kapitän ab, der gefühlvoll nur haarscharf am Torerfolg vorbei schlenzte (4.). Unter den Augen von 13.378 Zuschauern setzte das Team von Uwe Neuhaus den Gegner weiter unter Druck. So sprang sechzig Sekunden nach dem Warnschuss von Mattuschka die erste Ecke für die Gastgeber heraus. Die Hereingabe fand den mit Anlauf in den Strafraum eindringenden Innenverteidiger Christian Stuff, der sich hochschraubte und sein viertes Zweitliga-Tor erzielte (5.). Nervöse Paderborner machten weiterhin auch im Passspiel einen ungenauen und in den Zweikämpfen unkonzentrierten Eindruck und lagen nun zu Recht mit einem Tor hinten. Was gegen Fürth trotz bester Möglichkeiten nicht klappen wollte, war jetzt geglückt – das frühe Tor war da! Auch im Anschluss hatte man in keinem Augenblick das Gefühl, dass der Ausgleich in der Luft läge. Der Sportclub hatte in der ersten halben Stunde nicht den Hauch einer Chance. Für Kilian Pruschke blieb die Gelegenheit sich auszuzeichnen somit aus, was dieser nicht als schlimm empfunden haben wird. Als hätte er nie aussetzen müssen, präsentierte sich Michael Parensen über die linke Außenbahn dominant und fast hätte er mit einer gefährlichen Flanke das zweite Tor vorbereitet. Doch Paderborns Keeper Lukas Krause war aufmerksam auf dem Posten. Insgesamt stimmte die Einstellung zum Spiel. Mit mehr Aggressivität, Laufbereitschaft und Cleverness in den eigenen Aktionen ging Union mit einem Tor Vorsprung in die Pause.
Ohne Personaltausch begannen beide Mannschaften den zweiten Abschnitt. Paderborns Coach Roger Schmidt musste weiterhin mit ansehen, wie seine Elf keinen Zugriff auf den Ball bekam. Union bewies taktische Disziplin und wartete auf die sich bietende Lücke für das zweite Tor. Nach einer Stunde kam Chinedu Ede für den ausgepowerten Dauerrenner Michael Parensen. Wer glaubte, dass Union das eine Tor über die Zeit retten wollte, musste sich später eines Besseren belehren lassen. Unruheherd Christopher Quiring narrte nach Menz-Zuspiel frech Lukas Kruse und schob überlegt zum 2:0 ein (65.). Die Erleichterung auf den Rängen war nun beinahe mit den Händen zu greifen. Die von den Fan-Herzen fallenden Steine schienen für Dribbel-Irrwisch Quiring Extramotivation zu sein. Kurzum erhöhte der 1,72 Meter-Mann mit seinem zweiten Treffer auf 3:0 (66.). Quiring profitierte dabei von einem Schuss durch Silvio, den Paderborns Keeper Kruse direkt vor die Füße des langjährigen Unioners abprallen ließ. Paderborn ergab sich nach diesem Doppelschlag in das drohende Schicksal und blieb, wie das gesamte Spiel zuvor auch in der Schlussphase, ohne Durchschlagskraft. Völlig verdient holt sich der 1. FC Union Berlin die ersten drei Punkte der Saison und gewinnt, auch in der Höhe verdient, mit 3:0.
Mit einem Augenzwinkern stellte Uwe Neuhaus nach neunzig erfolgreichen Minuten fest: „Es hat sich gelohnt, heute doch anzutreten“, und ließ etwas ernsthafter folgen: „Die Grundlage des Sieges war die Präsenz in der Defensive. Dann haben wir den Führungstreffer zur richtigen Zeit folgen lassen. Der Doppelschlag durch Christopher Quiring bedeutete die Vorentscheidung“, so Neuhaus. Für Kilian Pruschke, der in seinem Debüt ohne Gegentor bleiben konnte, hatte der Trainer noch ein Extra-Lob übrig. „Kilian wurde zwar nicht oft geprüft, hat aber in den entscheidenden Momenten die nötige Ruhe bewiesen. Das nötigt mir Respekt ab“, würdigte der Chefcoach die Leistung des 18-Jährigen.
Für die gesamte Mannschaft war dieser Sieg ein Schritt heraus aus dem Tief der ersten Wochen dieser Saison. Am kommenden Freitag, 12.08.2011, steht die nächste schwere Aufgabe bevor. Dann nämlich geht die Reise ins Glücksgas-Stadion zu Dynamo Dresden.
„Wir treten trotzdem an.“ – Der 1. FC Union will den ersten Sieg der Saison gegen Paderborn
Vorbericht
Einen „Schwarzen Freitag“ erwischte die Neuhaus-Elf vergangene Woche. 5:6 nach Elfmeterschießen - so das Endergebnis gegen den Regionalliga-Aufsteiger aus Essen. Trotz zweier Tore in den letzten 10 Minuten der regulären Spielzeit, die zum glücklichen 2:2-Ausgleich führten, und einigen Chancen in der Verlängerung, verpasste Union die vorzeitige Entscheidung und musste auf das Glücksspiel Elfmeterschießen hoffen. Chinedu Ede und Simon Terodde scheiterten mit ihren Versuchen und schickten RWE in die zweite Runde des DFB-Pokals. Simon Terodde – erst der Held des Ausgleichstreffers, dann Unglücksrabe vom Elfmeterpunkt – erinnert sich: „Wir haben nicht ins Spiel gefunden und mussten im Enddefekt noch froh sein, dass wir die Verlängerung erreicht haben“. Der sichtlich unzufriedene Trainer Uwe Neuhaus konnte nach dem Spiel seinem Gegenüber Waldemar Wrobel nur gratulieren: „Glückwunsch an Essen. Sie haben sich diesen Sieg verdient.“ Den Saisonstart hatten sich wohl alle bei Union anders vorgestellt.
Ganz anders der SCP – die Westfalen konnten bei ihrem Pokalauftritt mit einem 10:0-Sieg gegen Rot-Weiss Ahlen vollends überzeugen und die ersten guten Ergebnisse aus der Liga bestätigen. „Mit dem Pokalsieg haben wir einen richtig guten Saisonstart gehabt“, zeigte sich Paderborn-Trainer Roger Schmidt nach dem Spiel im Ahlener Wersestadion zufrieden. Auch mit der überraschenden Maßnahme, den ehemaligen Hoffenheimer Jens Grahl ins Tor zu stellen, bewies Schmidt ein glückliches Händchen. Der gebürtige Stuttgarter parierte beim Stand von 0:6 einen Handelfmeter. „Wir haben zu Null gespielt […] ich habe meine Sache ganz ordentlich gemacht“, so der Keeper nach seinem ersten Pflichtspiel für den SCP. Verzichten musste der Coach allerdings auf seinen Innenverteidiger Florian Mohr, der auch in Berlin fehlen wird. Der Abwehrmann zog sich beim 1:1 gegen Düsseldorf einen Meniskuseinriss zu und fällt wohl für mehrere Wochen aus.
Mit einer Bilanz von drei Niederlagen aus vier Spielen gegen Paderborn in Liga Zwei sieht es auf dem Zettel schlecht für die Eisernen aus. Die aktuelle Formkurve der Paderborner zeigt zudem steil nach oben: Auswärts wurde gegen Hansa Rostock 1:2 gewonnen und aus der Heimpremiere gegen Fortuna Düsseldorf konnten die Blau-Schwarzen nach Rückstand zumindest ein Remis mitnehmen. Von einem perfekten Saisonstart wollte Mittelfeldspieler Enis Alushi trotzdem nicht reden: „Perfekt wäre es gewesen, wenn wir auch gegen Düsseldorf gewonnen hätten, das war sicherlich auch drin, aber wir sind doch sehr zufrieden und können so in die nächsten Partien gehen.“
Der Negativserie gegen den SC Paderborn 07 will Uwe Neuhaus „mit der gesamten Energie“ begegnen, die in seinem Team steckt. „Wenn man unsere Bilanz gegen Paderborn betrachtet, vor allem in den letzten drei Spielen mit null Punkten und 0:7 Toren, dann sind die Karten schon klar verteilt. Wir werden aber trotzdem mit dem Ziel antreten die drei Punkte zuhause zu behalten. Das muss ganz klar unser Ziel sein“, erläuterte der Trainer die unmissverständlichen Marschroute für Freitag. Daran, dass der Kampf und der Einsatz in der Mannschaft stimmen werden, lässt der Coach keine Zweifel aufkommen: „Wir haben die Möglichkeit, punktemäßig zu Paderborn aufzuschließen und dieses Ziel werden wir von der ersten bis zur letzten Sekunde nicht außer Acht lassen.“
Ausgerechnet auf der Torhüterposition plagen den Coach in dieser Woche jedoch erhebliche Sorgen. Marcel Höttecke und Jan Glinker verletzten sich während des Trainings am Dienstag. „Marcel Höttecke wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 95-99% nicht spielen können. Bei Jan Glinker haben wir noch Hoffnung, dass er am Freitag auflaufen kann“, so die Einschätzung des Trainers. Mit dem „Worst-Case-Szenario“ hat sich Uwe Neuhaus trotzdem beschäftigt: „Falls beide nicht spielen können, wird Killian Pruschke sein Zweitligadebut geben und am Freitag unser vollstes Vertrauen genießen.“ Auf allen anderen Positionen hat der Trainer die Qual der Wahl – es stehen, bis auf die Torhüter, alle Akteure zur Verfügung.
Das Stadion An der Alten Försterei öffnet am Freitag um 16:30 Uhr, der Anstoß erfolgt 18:00 Uhr.