1. FC Union Berlin vs FC Ingolstadt 04
2. Bundesliga, 7. Spieltag
1. FC Union vs Ingolstadt
2. Bundesliga, 7. Spieltag
Rückstand gedreht: 4:1 gegen Ingolstadt zementiert Unions Heimstärke
Spielbericht
Union-Trainer Uwe Neuhaus baute seine Startelf im Vergleich zum 1860-Spiel auf zwei Positionen um: Kapitän Torsten Mattuschka kehrte auf seinen angestammten Platz in der Schaltzentrale zurück und Ahmed Madouni rückte für den infektgeschwächten Christoph Menz neben Christian Stuff in die Innenverteidigung. Simon Terodde wartete zunächst auf der Bank auf seinen Einsatz. Offensiver ausgerichtet als zuletzt in München operierte Union gegen Ingolstadt mit zwei Stürmern im 4 – 1 – 3 – 2:
Glinker – Pfertzel (63. Menz), Stuff, Madouni, Kohlmann – Karl – Quiring, Mattuschka, Parensen (82. Zoundi) – Mosquera (74. Terodde), Silvio
Von Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen begleitet erwischten die Eisernen den deutlich besseren Start. Mit dem Rücken zum Tor legte Silvio nach zwei Minuten auf John Jairo Mosquera ab, der mit dem Innenspann verzog. Und auch die zweite Möglichkeit ging auf das Konto der Gastgeber. Michael Parensens Schuss von der Strafraumkante musste Sascha Kirstein mit vollem Körpereinsatz um den Pfosten zur Ecke klären (8.). Die Partie pendelte sich daraufhin im Aktionsraum zwischen den Strafräumen ein, als Ingolstadts Moritz Hartmann plötzlich mutterseelenallein vor dem Tor von Jan Glinker auftauchte und den in der Anfangsviertelstunde eigentlich spielbestimmenden Unionern das überraschende Gegentor einschenkte (13.). Mit der ersten Chance gingen die Donaustädter bei drückender Schwüle also in Führung, was die Platzherren so aber nicht im Raum stehen lassen wollten - das folgende Powerplay war klares Indiz für den ungebrochenen Siegeswillen. Christian Stuff belohnte sein Team nach Freistoß von Mattuschka in bester Hrubesch-Manier mit dem Hinterkopf (21.). Die Gäste glänzten vornehmlich mit robusten Defensivaktionen, einen Elfmeterpfiff hätte das Einsteigen von Biliskov gegen Christopher Quiring dennoch nicht verdient gehabt (26.). Der folgende Freistoß brachte einen Pfostentreffer von Ahmed Madouni, der sich schlitzohrig im Rücken der Ingolstädter Abwehr davon gestohlen hatte (27.). Den Rückstand hatten die Köpenicker gedanklich offensichtlich schnell weggewischt. Spätestens in der 30. Minute waren Befürchtungen, Union würde eventuell Probleme bekommen, vorerst kein Thema mehr. Indiz dafür eine traumhafte Dreierkombination zwischen Patrick Kohlmann, dessen weiter Ball Torsten Mattuschka fand, der den Ball volley zentral vor das Tor verlängerte, wo Silvio per spektakulärem Seitfallzieher zum 2:1 verwertete. Ein mindestens „gefühltes“ Tor des Monats, auf jeden Fall aber eines der schönsten Union-Tore überhaupt! Mit der verdienten Führung im Rücken kombinierte Union sehenswert und wurde erst vom Pausenpfiff unterbrochen.
Die Halbzeit brachte noch einmal die Erinnerung an den nun zwei Jahre zurückliegenden Stadionbau zurück. Projektleiterin Slyvia Weisheit, die die Umbauarbeiten geleitet hatte und sich künftig neuen Projekten zuwenden wird, wurde stimmungsvoll und unter tosendem Beifall der Zuschauer von Union-Präsident Dirk Zingler im Mittelkreis verabschiedet.
Mit dem Wiederanpfiff gelang es den Eisernen, an die Dynamik der ersten Hälfte nahtlos anzuknüpfen. Im Doppelpass überwanden Silvio und Torsten Mattuschka die gegnerische Abwehrreihe. Der Kapitän holte sich mit langem Schritt das Anspiel des Brasilianers und umtänzelte Schlussmann Kirschstein zum 3:1 (49.). Das Zwischenergebnis bildete das Kräfteverhältnis nach einer Stunde Spielzeit durchaus realistisch ab. Die ganz großen Angriffswellen forcierte Union vorerst nicht mehr, stand aber gut und schaffte sich mit viel Ballbesitz die nötige Entlastung. Eine Schlussoffensive wagten angeschlagene Bayern auch in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr. So verwaltete Union den komfortablen Vorsprung und sparte bei drückender Hitze wertvolle Reserven. Aber die Eisernen hegten weiter Ambitionen. Der eingewechselte Patrick Zoundi machte sich mit seinem zweiten Ballkontakt auf den Weg zur Vorentscheidung, verzichtete aber auf den Zug zum Tor und entschied sich für den Querpass, der den mitgelaufenen Michael Parensen knapp verpasste (83.). Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dachte sich dann wohl Silvio, der mit seinem vierten Saisontor überlegt das 4:1-Endresultat herstellte.
„Wir haben den Rückstand schnell verdaut, gezeigt was in uns steckt und auch in der Bewegung nach vorn überzeugt“, freute sich Chefcoach Uwe Neuhaus über die Reaktion seiner Mannschaft nach dem frühen Gegentor. Besondere Beachtung des Trainers erfuhr das erste Tor von Silvio und dessen Zustandekommen: „Das allein war das Eintrittsgeld wert“, frohlockte Neuhaus.
Zum Auswärtsspiel am achten Spieltag führt der Spielplan den 1. FC Union Berlin am kommenden Sonnabend, 17.09.2011 um 13:00 Uhr zum MSV Duisburg, wo es nach den glänzenden Heimauftritten nun auch in der Fremde klappen soll.
Einer muss weichen: Uwe Neuhaus erfreut über „Qual der Wahl“
Vorbericht
Wer hätte vor dem Duell für möglich gehalten, dass der Drittplazierte der 1. Fußball-Bundesliga vom Underdog aus der 2. Liga über weite Strecken des Spiels in Schach gehalten werden könnte? Doch genau das taten die Eisernen in den neunzig Minuten des vergangenen Samstags. Den Stellenwert der 15 Tore gegen den Landesligisten SSV Köpenick-Oberspree im zweiten Freundschaftsspiel dieser Woche benannte Uwe Neuhaus als „gute Trainingseinheit“, in welcher wohl vor allem die Stürmer viel Selbstvertrauen tanken konnten.
Zu den Erkenntnissen aus den freundschaftlichen Vergleichen zählt auch, dass die Abwehr zu alter Stabilität zurückgefunden zu haben scheint. Gegen den vierfachen deutschen Meister und dessen Offensivqualitäten setzten sich die Hausherren ordentlich zur Wehr. Zwei Gegentore kann man gegen Gegner dieses Formats immer bekommen, das es mancher Erwartung zum Trotz nicht mehr wurden, darf auch der soliden Abwehrleistung zugeschrieben werden. Spieler und Trainerstab hegen nach dem Abschneiden gegen Bremen völlig zu Recht gesteigerte Hoffnung auf einen Sieg gegen den FC Ingolstadt. Auch weil am Sonntag, 11.09.2011 ab 13:30 Uhr mit dem FCI eine Mannschaft im Stadion An der Alten Försterei gastiert, die neun ihrer elf Gegentore auswärts kassierte. Obendrein lässt sich die Neuhaus-Elf vor dem stimmgewaltigen Heimpublikum vom Gegner in der Regel nicht so schnell aus der Bahn werfen, weshalb Unions Coach ein druckvoller Beginn seines Teams am liebsten wäre.
„Es ist zwar ein weiter Weg, aber es wäre schön, wenn wir gegen Ingolstadt in Führung gehen könnten“, so Neuhaus, der gegen auswärts bisher noch ohne Punkt gebliebene Donau-Städter offensiv in die Partie gehen möchte und auf viele Torchancen seiner Mannschaft hofft. Dabei hat Union noch nie gegen Ingolstadt gewinnen können, was diesmal nachgeholt werden soll. Zudem dürfte die eiserne Heimstatistik - nur eine Niederlage in den letzten acht Heimspielen - Ingolstadts erfahrenen Trainer Benno Möhlmann zumindest zum Nachdenken anregen. Dazu sieht Uwe Neuhaus seine Elf auch mental in einem guten Zustand: „Die Mannschaft ist nach zwei tollen Freundschaftsspielen gut drauf, weil auch der Grat zwischen Lockerheit und Konzentration stimmt.“
Sich in puncto Personalien festzulegen fällt Uwe Neuhaus zwei Tage vor dem Spiel indes noch schwer. Zum einen möchte sich der Chefcoach natürlich ungern in die Karten schauen lassen und zum anderen breitete sich in der Woche vor der Länderspielpause eine Krankheitswelle unter den Spielern aus. Wie Marc Pfertzel, Christoph Menz, Chinedu Ede und Ahmed Madouni die ersten Trainingseinheiten nach ihrer Genesung wegstecken, muss bis zum Abschlusstraining am Sonnabend noch abgewartet werden. Offensiv hat der Trainer hingegen alle Möglichkeiten - oder anders gesagt: Die Qual der Wahl. Mattuschka, Silvio, Quiring, Mosquera, Terodde, Parensen, Karl: „Von sieben Spielern muss einer zunächst draußen bleiben“, so Neuhaus, der dies aber keineswegs als Problem erkennen mag: „Wie schon gegen Bochum, kann ich so auf gute Spieler von der Bank zurückgreifen. Mich freut diese Qualität in der Breite.“ Nach seinen guten Leistungen in den vergangenen Spielen erfährt Jan Glinker besondere Wertschätzung seines Trainers und wird am Sonntag als neue Nummer 1 die Position zwischen den Pfosten bekleiden.
Das Stadion An der Alten Försterei öffnet um 12:00 Uhr die Pforten, bevor um 13:30 der Anpfiff durch Schiedsrichter Robert Kampka erfolgt.