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Nachwuchsleistungszentrum: Kein Standort in Treptow-Köpenick in Sicht

Mo, 21. Dezember 2015
Nachwuchsleistungszentrum: Kein Standort in Treptow-Köpenick in Sicht

Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein zentrales Nachwuchsleistungszentrum im Stadtbezirk Treptow-Köpenick begleitet den 1. FC Union Berlin auch ins Jahr 2016. Bereits 2011 hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) das Bezirksamt beauftragt, einen geeigneten Standort für den Union-Nachwuchs zu benennen. Die vom Stadtbezirk immer wieder signalisierte Unterstützung hat bislang zu keinerlei Fortschritten in dieser Frage geführt.

Die anhaltende dezentrale Organisation des Nachwuchsbereiches mit drei im Bezirk verteilten Spiel- und Trainingsstätten bedeutet jedoch für den 1. FC Union Berlin einen klaren Nachteil im Wettbewerb um talentierte Nachwuchsspieler.

Lutz Munack, Geschäftsführer Sport des 1. FC Union Berlin, erläutert die Situation aus Sicht des Vereins: „Die Standortfrage ist zweifellos auch für den Stadtbezirk nicht leicht zu lösen, da es an geeigneten Flächen mangelt. Umso wichtiger ist aus unserer Sicht ein koordiniertes Vorgehen von Verwaltung und Politik in dieser Frage und eine offene Debatte zur optimalen Nutzung der verfügbaren Flächen im Bezirk.“ 

Kurzfristig erfuhr der 1. FC Union Berlin von einem geplanten Dringlichkeitsantrag, der am vergangenen Donnerstag (17.12.2015) in die BVV eingebracht werden sollte. Dieser Antrag hatte die vorfristige Verlängerung des Nutzungsvertrages von Mellowpark und alleins e.V. für das derzeit genutzte Gelände gegenüber vom Stadion An der Alten Försterei ohne weitergehende Beratungen darüber zum Inhalt. Aus diesem Grund wandte sich Union-Präsident Dirk Zingler im Vorfeld der Sitzung an Bürgermeister Oliver Igel, der die Position des Vereins allen BVV-Mitgliedern zukommen ließ:

 

Sehr geehrter Herr Igel,

ich möchte mich auf diesem Wege nochmals persönlich an Sie wenden, um Ihnen die Dringlichkeit einer Lösung der Standortfrage für unser Nachwuchsleistungszentrum darzulegen.

Seit mehreren Jahren prüfen wir gemeinsam, ob im Stadtbezirk Treptow-Köpenick ausreichende Flächen für die zentrale Ansiedlung unseres Nachwuchszentrums vorhanden sind. Wir stimmen sicher überein, dass eine machbare Lösung bisher nicht gefunden wurde. Auch das durch Sie in den letzten Tagen angebotene Grundstück (vielen Dank dafür) ist leider nicht geeignet.

Dieser Zustand gefährdet die Zukunftsfähigkeit des 1. FC Union Berlin e.V.

Der 1. FC Union Berlin benötigt für seine Wettbewerbsfähigkeit im deutschen Fußball eine leistungsfördernde Nachwuchsarbeit. Da er den in Zukunft immer stärker werdenden Kapitalwettstreit im Profifußball nicht mitgehen kann und will, ist eine erfolgreiche Nachwuchsförderung wesentlicher Bestandteil unserer Vereinsstrategie. Aber auch im Bereich der Nachwuchsförderung herrscht ein harter Wettbewerb. Immer öfter verlieren wir hoffnungsvolle Talente an die Standorte Leipzig, Wolfsburg, Cottbus, Braunschweig, Bremen und Charlottenburg. Dort finden die jungen Fußballer hervorragende Bedingungen an einem Standort inklusive Internat, ausreichender Anzahl von Plätzen und kurzen Wegen. Es muss uns zeitnah gelingen, diese Voraussetzungen auch in Köpenick zu schaffen.

Aus diesem Grund möchte ich hiermit offiziell unser ausdrückliches Interesse an der Übernahme des jetzigen Geländes des Mellowparkes bekunden. Wir sind bereit, diese Flächen zum Beendigungstermin der jetzigen Mietverträge, oder zu jedem früheren Zeitpunkt, zu übernehmen. Bei der Suche nach Flächen für unser NLZ sind uns und Ihnen in den vergangenen Jahren mehrere Grundstücke bekannt geworden, die sich von Standort und Größe hervorragend für den Mellowpark eignen, für uns jedoch zu klein sind. Warum ist zum Bsp. eine dauerhafte und abschließende Ansiedlung des Mellowparkes im FEZ nicht möglich? Gerne sind wir bereit den heutigen Mieter bei Umzug und Neuansiedlung wirtschaftlich zu unterstützen.

Ich bitte Sie, eine soziale und sportpolitische Entscheidung, die die wirklichen Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen gemeinnützigen Vereine im Stadtbezirk, sowie die vorhanden für diese Zwecke geeigneten Flächen berücksichtigt, zu treffen.

Gerne stehe ich Ihnen für eine persönliche Rückfrage zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen.

 

Dirk Zingler

Präsident 1. FC Union Berlin e.V.

 

Im Beisein der Union-Vertreter Lutz Munack (Geschäftsführer Sport) und Oskar Kosche (Geschäftsführer Lizenzierung) wurde in der BVV-Sitzung vom 17.12.2015 dem Dringlichkeitsantrag stattgegeben und das Bezirksamt beauftragt, den Nutzungsvertrag zu verlängern. Lediglich die SPD-Fraktion sprach sich für ein anderes Vorgehen aus und erklärte dazu Folgendes:

 

Zukunft vom Mellowpark gesichert – Union geht leer aus

SPD steht als einzige Fraktion zum 1. FC Union Berlin.

Die BVV Treptow-Köpenick hat sich für eine sofortige Verlängerung des Nutzungsvertrages von Mellowpark und alleins e.V. ausgesprochen. Der jetzige Vertrag gilt bis zum 31.12.2019 mit Verlängerungsoption bis 2029 und die Fraktionen von Linke, CDU, Grüne und Piraten sahen die Dringlichkeit den Vertrag umgehend ohne Beratung um weitere 20 Jahre zu verlängern. Warum diese Eile bei einem Anliegen, wo bei allen Fraktionen Einigkeit besteht, dass der Mellowpark seine Zukunft auf dem derzeitigen Gelände hat?

Ein weiterer, großer und wichtiger Verein für den Bezirk hat zu wenig Platz. Der 1. FC Union Berlin findet trotz jahrelanger Suche kein geeignetes, naheliegendes Grundstück für ein ausreichend großes Nachwuchsleistungszentrum und so bekundete der Präsident des 1. FC Union, Dirk Zingler, gegenüber dem Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sein „ausdrückliches Interesse an (dem) jetzigen Gelände des Mellowparkes“. Zingler betonte die Dringlichkeit einer Standortfindung, da Union im „in Zukunft immer stärker werdenden Kapitalwettstreit im Profifußball nicht mitgehen kann und will, ist eine erfolgreiche Nachwuchsförderung wesentlicher Bestandteil unserer Vereinsstrategie“ sei.

Die SPD-Fraktion sah es als dringend an die Lage im Sport- und Jugendhilfeausschuss zu beraten. In diesen Ausschussberatungen hätten auch beide Vereine zu Wort kommen können, was in der BVV nicht möglich war. Doch als sich dafür keine Mehrheit fand brachte sie einen Änderungsantrag ein: Es ist „zeitnah auf dem Grundstück An der Wuhlheide 250-270 eine zukunftsfähige Lösung für das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Union Berlin e.V., den Mellowpark e. V. und alleins e. V. zu finden.“ Eigentlich ein Vorschlag, bei dem die BVV mitgehen müsste oder über den man zumindest beraten müsste, so der Tenor aus dem Zuschauerraum der BVV am 17.12.2015. Bei der namentlichen Abstimmung lehnten jedoch alle Bezirksverordneten von Linke, CDU, Grünen, Piraten und NPD dieses Ansinnen ab.

„Wir sind von der Debatte in der BVV schockiert. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegen einen anderen ausgespielt. Mit einer Schnellschussentscheidung, wo keine Eile notwendig ist, soll nun der Mellowpark begünstigt werden ohne über die Option einer gemeinsamen Grundstücksnutzung mit dem 1. FC Union zu sprechen oder dies mit allen Seiten zu prüfen und nach einem ausgleichenden Kompromiss zu suchen. Dass die BVV-Mehrheit den Hilferuf des 1.FC Union ignoriert ist eine bittere Erkenntnis. Unser Traditionsverein war es den anderen Fraktionen nicht mal Wert in Ruhe darüber im Ausschuss zu beraten. Parlamentarisch es ein einmaliger Vorgang, dass bei einer so weitreichenden Entscheidung nicht mit den Betroffenen und den Fachgremien diskutiert wird“, so SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriele Schmitz.

„Mellowpark und Alleins sind wichtige Vereine im Bezirk und leisten eine hervorragende Arbeit für die Jugend und im Sport. Die Zukunft des Mellowparks ist nun langfristig gesichert. Für die Zukunft des 1. FC Union muss die BVV noch dringend eine Lösung finden. Erst recht nach dieser Debatte.“ so Steffen Sambill (SPD), Mitglied des Sportausschusses und Vorstandsmitglied der Sportjugend Treptow-Köpenick.

Der Sportstadtrat Michael Vogel (CDU) betonte bei der BVV-Debatte, dass er sich grundsätzlich eine Sicherung beider Vereine wünscht. Während er große Versprechungen für den Mellowpark ablieferte, konnte und wollte er bedauerlicherweise keine realistische Option für den Fußballverein der 2. Bundesliga anbieten. Eine Fläche in der Wuhlheide hielt er entgegen den Fachmeinungen aus der Abteilung für Stadtentwicklung und Umwelt für geeignet - eine Fläche, die aus Naturschutzgründen untauglich und eine Genehmigung dafür sehr unwahrscheinlich ist sowie ein Bebauungsplanverfahren ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen würde. Auch ist der Sportstadtrat immer noch einen Bericht zu einem BVV-Antrag aus dem Jahre 2011 schuldig, dem 1. FC Union bei der Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums behilflich zu sein. Die Standortsuche muss demnach weitergehen. Die SPD-Fraktion wird den 1. FC Union dabei weiterhin mit allen Kräften unterstützen. Die anderen Fraktionen sollten dies auch tun.

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SPD-Fraktion in der BVV Treptow-Köpenick

Neue Krugallee 4

12435 Berlin

 

Der 1. FC Union Berlin bedauert die Entscheidung der BVV. Die Standortsuche für das Nachwuchsleistungszentrum wird gemeinsam mit dem Stadtbezirk fortgesetzt.